Bad Frankenhausen

Personen

Kristan von Luppin

Justus Friedrich Wilhelm Zachariae

Christa Wolf

Gerhard Wolf

Ort

Bad Frankenhausen

Thema

Ortsporträts

Autor

Patrick Siebert

Detlef Ignasiak: Das literarische Thüringen, Bucha 2018.

Im Kyff­häu­ser gele­gen fin­det sich die his­to­risch inter­es­sante Klein­stadt Bad Fran­ken­hau­sen. Nur knapp unter 9000 Ein­woh­ner zäh­lend hat die Stadt einige Beson­der­hei­ten zu bie­ten. Der aus dem 14. Jahr­hun­dert stam­mende Turm der Ober­kir­che ist mit sei­ner Spitze 4,45 Meter außer­halb des Lots und damit schie­fer als der schiefe Turm von Pisa. Das Pan­orama-Museum zeigt auf einer Flä­che von 1722m² eines der größ­ten Tafel­bil­der der Welt. Das Werk »Früh­bür­ger­li­che Revo­lu­tion in Deutsch­land« von Wer­ner Tübke, das von 1976 bis 1987 ent­stand, wurde zum Geden­ken an den Deut­schen Bau­ern­krieg in Auf­trag gege­ben und stellt Sze­nen aus der Zeit der Renais­sance da.
Der Min­ne­sän­ger Kris­tan von Lup­pin (von 1292–1313 bezeugt) stand in Ver­bin­dung mit den Gra­fen von Rothen­burg und war bei ihnen Burg­mann. Die »Große Hei­del­ber­ger Lie­der­hand­schrift« über­lie­fert nicht nur sie­ben ihm zuge­schrie­bene Texte, son­dern zeigt ihn auch als Kämp­fer gegen die Mongolen.
Am 15.05.1525 fand bei Bad Fran­ken­hau­sen eine der zen­tra­len Schlach­ten des Deut­schen Bau­ern­kriegs statt. Das Bau­ern­heer unter dem Feld­pre­di­ger Tho­mas Münt­zer (um 1489–1525) wurde von den Lands­knechts­hee­ren der Fürs­ten nahezu voll­kom­men nie­der­ge­met­zelt. Münt­zer sel­ber wurde gefan­gen­ge­nom­men und am 27. Mai 1525 in Mühl­hau­sen enthauptet.
Fried­rich Wil­helm Zacha­riä (1726–1777), der in der Klos­ter­gasse 9 gebo­ren wurde, besuchte von 1732 bis 1743 die Fürst­li­che Lan­des­schule in Bad Fran­ken­hau­sen. Er gelangte mit dem Vers­epos »Der Renom­mist« zu lite­ra­ri­schem Ruhm. Die­ses im stu­den­ti­schen Milieu der Städte Jena und Leip­zig ange­sie­delte Hel­den­ge­dicht, ist ein Sit­ten­ge­mälde, in dem die Cha­rak­tere der bei­den Uni­ver­si­tä­ten auf­ein­an­der­tref­fen. Bis in die Gegen­wart erfährt das Werk immer wie­der Neuauflagen.
Die Dich­te­rin Anna Rit­ter (1865–1921) zog 1893 nach Bad Fran­ken­hau­sen, wo sie einige Jahre lebte. 1898 erschien ihr Debüt­band »Gedichte«. Aus ihrer Feder stammt auch das das beliebte Weihnachtsgedicht

»Vom Christ­kind«
Denkt euch, ich habe das Christ­kind gesehen!
Es kam aus dem Walde, das Mütz­chen voll Schnee,
mit gefro­re­nem Näschen.
(Anna Rit­ter: Gedichte, Leip­zig 1898)

1928 wurde der Dra­ma­ti­ker Rai­ner Kerndl in Bad Fran­ken­hau­sen gebo­ren. Einige sei­ner Thea­ter­stü­cke (»Schat­ten eines Mäd­chens«, 1961; »Ich bin einem Mäd­chen begeg­net«, 1969) wur­den in der DDR mit Erfolg gespielt.
Die inter­es­san­tes­ten lite­ra­ri­schen Per­sön­lich­kei­ten des 20. Jahr­hun­derts sind für Bad Fran­ken­hau­sen Ger­hard und Christa Wolf. Ger­hard Wolf wurde 1928 in der Stadt gebo­ren. Die Nach­kriegs­zeit ging an der Fami­lie nicht spur­los vor­über. Aus dem Rathes­fel­der Schloss mußte sie in die Stadt umsie­deln, was Wolf mit der Situa­tion von Flücht­lin­gen ver­glich. 1947 legte er im heu­ti­gen Kyff­häu­ser-Gym­na­sium das Abitur ab, danach ver­ließ er die Stadt. Heute lebt er als Essay­ist und Ver­le­ger in Ber­lin. Im sel­ben Jahr sie­delte Christa Ihlen­feld (1929–2011) nach Bad Fran­ken­hau­sen über. Ihr Bru­der besuchte die­selbe Klasse wie der Bru­der von Ger­hard Wolf, wodurch eine Ver­bin­dung zustande kam, die 1951 zur Hei­rat mit Ger­hard Wolf in Bad Fran­ken­hau­sen führte. Christa Wolf gehörte zu den bekann­tes­ten Autorin­nen der DDR, ein Sta­tus, der sich nach der Wende auch im ver­ei­nig­ten Deutsch­land hal­ten sollte. Ihr bekann­tes­tes Werk, »Der geteilte Him­mel« (1964) wurde im sel­ben Jahr von Kon­rad Wolf, der mit der Autorin nicht ver­wandt ist, ver­filmt und sorgte inhalt­lich wie for­mell für einen Eklat. Wei­tere wirk­mäch­tige Werke sind der Roman »Nach­den­ken über Christa T.« (1968) und die Erzäh­lung »Kas­san­dra« von 1983. In ihrem letz­ten, auto­bio­gra­phisch ange­leg­ten Buch »Stadt der Engel oder The Over­coat of Dr. Freud«, das 2010 erschien, ver­ar­bei­tet sie nicht nur ihre Ame­ri­ka­er­fah­run­gen, son­dern auch ihre Zeit in Bad Frankenhausen.

 Bad Frankenhausen:

  1. Der Kyffhäuser
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