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Ulrike Gramann
Alle Rechte bei der Autorin. Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Erstdruck in: Thüringer Allgemeine / Thüringische Landeszeitung, 24.02.2022.
Silber ist Weiß für Angeber
Anke Engelmann erzählt von „Eiapopeia im Prenzelberg“
Gelesen von Ulrike Gramann
Ein heruntergekommenes Traumhaus am Wald, da könnte Fanny wohnen. Das Haus gehört Ben, mit dem sie die Stadtwohnung teilt. Gern wäre sie Mitbewohnerin im Waldhaus, Mieterin zur Not. Sie macht sich mit dem Haus vertraut, da baut Ben es längst um und lädt andere ein, mit ihm zu leben. Zurück in der Stadt schreckt Fanny aus Wohnalpträumen hoch: Draußen fällen sie die Linde, ihre letzte Verbündete. Wieder keine Aussicht auf zu Hause.
Das Debüt der Weimarer Autorin Anke Engelmann enthält 21 Erzählungen, Kurzgeschichten und Momentaufnahmen. Sie sprechen davon, wie man leben kann, leben könnte, hätte leben können. Oder leben muss. Der Ort: wo einst DDR war; die Zeit: damals und heute. Kein „Buch über die DDR“, doch in Hintergründen, Abgründen des Texts existiert sie weiter. Von daher rührt die Skepsis im Ton, die halb resignierte, halb unverwüstliche Art zu leben, auch eine Spur Fremdheit, die Engelmann streut.
Was sich im Alltag zwischen Menschen ereignet, ist genau beobachtet und wird ohne falsches Mitleid erzählt. Engelmann schildert die Mühsal eines Alltags, in dem Kinder in die Wochenkrippe gegeben, Spanplatten herumgewuchtet und Kohlen nach oben geschleppt werden. Sie berichtet von Leuten, die mitten im gesellschaftlichen Umbruch einen Teller bunte Knete verdienen und dabei Spaß haben möchten. Der Verkauf eines schrottreifen Saporoshez an einen Amerikaner gelingt, aber die Lego-Burg, von der man als Kind nur träumen konnte, missrät. Eben noch war alles Spiel, alles offen, schon regiert der Ernst des Lebens. Engelmann erzählt von Taten und Tatenlosigkeit, ohne Vorverurteilung, ohne Nostalgie.
Ich habe das Buch mit Vergnügen gelesen, manchmal betroffen von fremdem Leid, bisweilen im trügerischen Gefühl, es besser zu wissen. Ich stutzte, ich las weiter. „Eiapopeia im Prenzelberg“ ist absurd, traurig, unterhaltsam und erhellend. Lesen!
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