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Wolfgang Haak
Begleitbuch zur Ausstellung »Wanderlust oder Die Sehnsucht nach dem Paradies« / Thüringer Literaturrat e.V.
Wer nur einigermaßen zur Freiheit der Vernunft gekommen ist, kann sich auf Erden nicht anders fühlen, denn als Wanderer, — wenn auch nicht als Reisender nach einem letzten Ziele: denn dieses gibt es nicht Sagt Friedrich Nietzsche! Aber schon ein paar Zeilen oder Schritte weiter und er wird seine Meinung geändert haben. Immerhin zählt Nietzsche zu den schreibenden Wanderern, die um die unromantische Kehrseite, die den Wanderer bedrücken können, auch wissen. Er schreibt: Freilich werden einem solchen Menschen böse Nächte kommen, wo er müde ist und das Tor der Stadt, welche ihm Rast bieten sollte, verschlossen findet; vielleicht, dass noch dazu, wie im Orient, die Wüste bis an das Tor reicht, dass die Raubtiere bald ferner bald näher her heulen, dass ein starker Wind sich erhebt, dass Räuber ihm seine Zugtiere wegführen. Dann sinkt für ihn wohl die schreckliche Nacht wie eine zweite Wüste auf die Wüste, und sein Herz wird des Wanderns müde. Soweit so gut. Aber ich bin nicht wandermüde. Ich bin unterwegs. Aber wo? Kernberge bei Jena, auf halber Höhe in Richtung Fürstenbrunnen. Allerdings habe ich mir bereits eine Blase an der Ferse redlich erlaufen. Also Rast an der Diebeskrippe. Zwielicht über dem Tal. Meine Uhr ist stehen geblieben. Ich höre Stimmen und erblicke zwei Gestalten, die auf mich zukommen. Bei der einen handelt es sich offensichtlich um den gerade zitierten Philosophen Friedrich Nietzsche, der mit zerzausten Haaren, wild gestikulierend seinem Begleiter ausgerechnet das o.g. Zitat aus »Menschliches, Allzumenschliches« zu erklären versucht. Dieser Begleiter, in ein wehendes Gewand gehüllt, schreitet würdevoll aus. Das Haupt schmückt eine Filzkappe, die von einem frischen Lorbeerkranz umgeben ist. Ich erkenne ihn. Petrarca, er selbst ist es. Eine Täuschung? Ausgeschlossen. Wie kommt der Italiener gerade ins Saaletal. Mehrfach hebt er an, um Nietzsche etwas zu erwidern. Vergeblich. Dieser Philosoph ist nicht zu bremsen. Schon zitiert er mit erhobenen Zeigefinger aus einem weiteren, seiner bekanntesten Werke: Als nun Zarathustra so den Berg hinanstieg, gedachte er unterwegs des vielen einsamen Wanderns von Jugend an, und wie viele Berge und Rücken und Gipfel er schon gestiegen sei. Ich bin ein Wanderer und ein Bergsteiger, sagte er zu seinem Herzen, ich liebe die Ebenen nicht, und es scheint, kann nicht lange stillsitzen. Und was mir nun auch noch als Schicksal und Erlebnis komme – ein Wandern wird darin sein und ein Bergsteigen: man erlebt endlich nur noch sich selber. Petrarca, die Hand an der Stirn, nickt schweigend. Nietzsche ruft entzückt aus: »Aha, sie stimmen mir also zu! Der tiefe Sinn oder das eigentliche Ziel des Wanderns ist das Selbst zu erkennen und zu erleben«. Petrarca setzt sich erschöpft auf einen Stein und lädt mit einer anmutigen Handbewegung den Philosophen zur Rast ein. Nietzsche wischt sich mit einem blütenweißen Taschentuch die nasse Stirn und läßt sich neben dem Dichter nieder. Dieser kündigt an, von seiner legendären Wanderung, die er am 26. April 1336 gemeinsam mit seinem Bruder auf den Mont Ventoux in der Provence unternommen hatte, zu erzählen. Denn er sei schon damals auf eine ähnliche Einsicht über das Ziel des Wanderns an sich gestoßen. Nietzsche betrachtet erstaunt sein Gegenüber. Er nimmt die Brille ab und putzt sie umständlich mit einem trockenen Zipfel des Taschentuches. Dabei hört man ihn kopfschüttelnd flüstern: « Er ist es. Er muß es sein. Wie ist das möglich?« Petrarca läßt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er beginnt in druckreifen Sätzen und mit sanfter Stimme zu berichten, daß diese Wanderung seinerzeit für ihn keineswegs eine sportliche Herausforderung bedeutete, sondern eine ästhetische Auseinandersetzung, eine Zwiesprache eben mit sich selber. Denn unter dem Eindruck der Wildnis des Gebirges, der Einsamkeit und der Gefahren kamen ihm die merkwürdigsten Ideen. Er setzt fort: Wie ich nun dies im Einzelnen bewunderte und bald mich nach irdischen Dingen erkundigte, bald nach Vorbild des Leibes auch den Geist in höhere Sphären versetzen wollte, kam mir zu Sinn, das Buch der Bekenntnisse des Augustinus aufzuschlagen, um zu lesen, was mir entgegentreten würde. Mein Bruder, erwartungsvoll etwas von Augustinus zu vernehmen, stund mit gespannter Aufmerksamkeit – ich rufe Gott an und ihn selber, der bei mir war -, wie ich die Augen auf das Blatt senkte, stund geschrieben: Da gehen die Menschen, die Höhen der Berge zu bewundern und die Fluten des Meeres, die Strömungen der Flüsse, des Ozeans Umkreis und der Gestirne Bahnen, und verlieren dabei sich selber. Ich gestehe, daß ich sehr betroffen war, meinen etwas zu hören begierigen Bruder bittend, mir nicht beschwerlich zu fallen, schloß ich das Buch, ich zürnte mir selber, daß ich auch jetzt noch irdische Dinge bewundert hatte, die ich längst schon selbst von den Philosophen der Heiden lernen gekonnt, daß nichts wunderbar als der Geist und daß, wenn dieser groß, nichts anderes mehr groß erscheint. Dann aber sattsam zufrieden, den Berg gesehen zu haben, wandte ich den innern Blick in mich selber zurück.
Petrarca schweigt und blickt den Philosophen an. Sie sind damals noch weitergegangen als ich, wenn mir diese Bemerkung gestattet ist. So schließen sich die Kreise. Der wandernde Mensch geht eigentlich nur im Kreise. Sein Ziel ist, um mit Fontane zu sprechen und mich zu korrigieren, der letzte schwarze Punkt. Nietzsche erhebt sich, deutet, offensichtlich irritiert, eine kurze Verbeugung an, die als Verabschiedung gemeint ist, und verschwindet in einem beinahe senkrecht aufwärtsführenden Spalt des Bergsturzes. Petrarca bleibt überrascht zurück. Und erblickt mich. Er grüßt: »Vi saluto, signor!« Donnerwetter, er meint tatsächlich mich! »Buona giornata«, erwidere ich erschrocken. Der Meister fragt mich, ob der gerade entschwunden Herr der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche gewesen sei. Ich nicke ehrfurchtvoll. Da fegt ein heftiger Windstoß durch die Diebeskrippe und das Gewand Petrarcas bläht sich auf, wird zur Wolke, die sich erhebt und über die Hangkante hinweg nahe Wöllnitz verschwindet.
Es bleibt mir keine Zeit zum Wundern. Ich muß die schmerzende Blase an der Ferse versorgen. Gerade habe ich Strumpf und Wanderschuh übergestreift, da tauchen drei Wanderer im Gänsemarsch auf. Ich erkenne die drei Gestalten sofort. Vornweg marschiert Hans im Glück, in der Mitten sein Zwillingsbruder namens Taugenichts, zum Schluß folgt Knulp. Der Taugenichts singt beim Betreten der Felsgruppe:
Wem Gott will rechte Gunst erweisen,
Den schickt er in die weite Welt,
Dem will er seine Wunder weisen
In Berg und Wald und Strom und Feld.
Und, nach dem sie ein wenig miteinander getuschelt haben, hebt Knulp an zu singen:
Es sitzt ein müder Wandrer
In einer Restauration,
Das ist gewiß kein andrer
Als der verlorne Sohn
Sie sind dicht vor mir stehengeblieben, ohne mich wahrzunehmen. Hans und der Taugenichts reden tröstend auf Knulp ein, der ihnen mit gesenktem Kopf traurig zuhört. Dann brechen sie schon wieder auf. Vornweg marschiert Hans im Glück, in der Mitten der Taugenichts, zum Schluß folgt Knulp. Und sie singen alle drei:
Ich hört‹ ein Bächlein rauschen wohl aus dem Felsenquell,
hinab zum Tale rauschen, so frisch und wunderhell.
Ich weiß nicht, wie mir wurde, nicht, wer den Rat mir gab,
ich mußte auch hinunter mit meinem Wanderstab.
Dann sehe ich sie noch einmal kurz auf dem Pfad hinab zur Saale und bin wieder allein.
Wenn es Wanderbrüder nicht nur im Geiste, sondern auch von Herzen gibt, dann gehören sie unzweifelhaft zusammen. Zunächst Hans im Glück! Ich kenne das Märchen genau. Es beginnt folgendermaßen: Hans hatte seinem Herrn sieben Jahre gedient. Da packte ihn die Wandersehnsucht und er sprach zu ihm »Herr, meine Zeit ist herum, nun wollte ich gerne wieder heim zu meiner Mutter, gebt mir meinen Lohn«. Der Herr antwortete: »Du hast mir treu und ehrlich gedient, wie der Dienst war, so soll der Lohn sein«, und gab ihm ein Stück Gold, das so groß als Hansens Kopf war. Und schon sehe ich den Reiter heransprengen, der den Mühsalen des Wanderns enthoben, sich hoch zu Roß fortbewegt. ›Ach‹, spricht Hans laut, ›was ist das Reiten ein schönes Ding! Da sitzt einer wie auf einem Stuhl, stößt sich an keinen Stein, spart die Schuh und kommt fort, er weiß nicht wie.‹ Hans geht auf das Angebot des scharfsichtigen Reiters ein, gibt den Klumpen aus Gold für einen Gaul, der ihn beim ersten Hottehü im hohen Bogen zurück auf den Boden der Tatsachen schleudert. Schon naht ein neuer Schelm, der ihm das Pferd gegen eine magere Kuh eintauscht, die der wackere Wandersmann am Strick hinter sich herzerren muß. Dann kommt ein Metzger mit einem Schwein des Weges. Der folgende Kuhhandel machte aus Hans einen Schweinebesitzer. Ein bauernschlauer Hallodri schwatzte es ihm im Handumdrehen wieder ab. Der dennoch glückliche Hans erhielt eine Gans fürs Borstenvieh. Und dann trifft er den letzten Halsabschneider auf seiner Wanderung in Person eines Scherenschleifers, der seinem ehrbaren Berufsstand keine Ehre erweist, in dem er Hans das Federvieh gegen zwei Wetzsteine abschwatzt. Hans zieht nun wieder schwer beladen mit zwei wertlosen Steinen von dannen. So weit, so gut. Am Ende seiner Wanderung kommt er schweißtriefend an einen Brunnen. »Darauf setzte er sich nieder«, wie es im Märchen heißt, »und wollte sich zum Trinken bücken, da versah er’s, stieß ein klein wenig an, und die Wetzsteine plumpste hinab. Hans, als er sie mit seinen Augen in die Tiefe hatte versinken sehen, sprang vor Freuden auf, kniete dann nieder und dankte Gott mit Tränen in den Augen, dass er ihm auch diese Gnade noch erwiesen und ihm auf eine so gute Art und ohne dass er sich einen Vorwurf zu machen brauchte, von den schweren Steinen befreit hätte. ›So glücklich wie ich‹, rief er aus, ›gibt es keinen Menschen unter der Sonne.‹ Mit leichtem Herzen und frei von aller Last sprang er nun fort, bis er daheim bei seiner Mutter war. Hans hat damit sein Wanderziel im Glück erreicht. Schritt für Schritt entledigte er sich allen weltlichen Ballasts und kommt bei sich selber an. Mehr hat er nicht vorzuweisen. Er ist angesichts des Verlusts von Gold, Pferd, Kuh, Schwein, Gans und Wackersteinen sogar dankbar. Jene Erzschelme, denen er auf seiner Wanderung begegnete, bürdeten sich seine Lasten, im Gefühl einen Dummkopf übers Ohr gehauen zu haben, auf und bleiben ewig die tatsächlichen Verlierer. Ich, ein heutiger Wanderer, bin nicht ganz ehrlich, wenn ich Hans lobe. Mir tut es doch etwas leid ums schnöde Gold. Ergo, ich bin immer noch auf dem Weg zu meinem Selbst mit einer Blase am Fuß zwischen Abrißwand und Bergsturz der Diebeskrippe bei Jena.
Und nun zum Taugenichts, dem zweieiigen Zwillingsbruder von Hans im Glück. Joseph von Eichendorff drückte ihm seinerzeit den Wanderstock in die Hand und ließ ihn erzählen: »Das Rad an meines Vaters Mühle brauste und rauschte schon wieder recht lustig, der Schnee tröpfelte emsig vom Dache, die Sperlinge zwitscherten und tummelten sich dazwischen; ich saß auf der Türschwelle und wischte mir den Schlaf aus den Augen; mir war so recht wohl in dem warmen Sonnenscheine. Da trat der Vater aus dem Hause; er hatte schon seit Tagesanbruch in der Mühle rumort und die Schlafmütze schief auf dem Kopfe, der sagte zu mir: Du Taugenichts! Da sonnst du dich schon wieder und dehnst und reckst dir die Knochen müde und läßt mich alle Arbeit allein tun. Ich kann dich hier nicht länger füttern. Der Frühling ist vor der Tür, geh auch einmal hinaus in die Welt und erwirb dir selber dein Brot. Eichendorfs Wanderer startet in Gottes Namen, ausgerüstet mit ähnlichen Tugenden wie Hans, nämlich Bequemlichkeit, Einfalt, Zuversicht, Jugend, Heiterkeit, Gottvertrauen und Neugier. Aber ihm begegnet etwas, das der Hans auf seinem Weg nach Hause nicht fand. Noch in Sichtweite seines Dorfes trifft er auf das Wunder der Liebe in Gestalt einer schönen Frau, die, wieder ein paar Schritte weiter, durch einen romantischen Garten zieht, und, die Gitarre in der einen Hand, in der anderen ein Buch, wie ein Engelsbild still, groß und freundlich vorüber schwebt. Unser Held entflammt lichterloh von Amors Pfeil schwer verwundet. Das Ziel seiner Wanderung mit zahllosen Prüfungen, Anfechtungen, Gefahren und Holzwegen endet im Land, wo die Zitronen blühen, in den Armen der geliebten Frau. Der Weg dahin hat ihn reifen lassen. Am Ende ist er würdig für die Liebe. Wie sagt Nietzsches Zarathustra? Der tiefe Sinn des Wanderns oder das eherne Ziel ist das Selbst zu erkennen und zu erleben. Das gilt im übertragenen Sinn erst recht für die Liebe des Taugenichts.
Bleibt nur noch Knulp, der Landstreicher, der wahrscheinlich wahre Lebenskünstler, der Besitzlose, der zu den Seßhaften geht, um ihnen ein Licht der Wandersehnsucht aufzustecken. Während Hans im Glück am Ende seiner Wanderung, im wahrsten Sinne des Wortes, unbelastet, also als ein glücklicher Mensch nach Hause kommt, der Taugenichts seine Wanderung unbelastet beginnt, um sein Glück, nämlich die Liebe der schönen Frau zu finden, ist Knulps Wanderung und der Weg mit seinen Stationen das Ziel, welches, als sein Herz des Wanderns müde wird, ihn am Ende direkt zu Gott führt. Hermann Hesse, sein Schöpfer, schreibt: Es gab eine Pause im Schneefall. Knulp rastete wieder einen Augenblick und wollte den dicken Schnee von Hut und Kleidern schütteln. Aber er kam nicht dazu, er war zerstreut und müde, und Gott stand jetzt nahe vor ihm, seine lichten Augen waren weit offen und strahlten wie die Sonne… ›Sieh,‹ sprach Gott, ›ich habe dich nicht anders brauchen können, als wie du bist, und ich habe dir den Stachel der Heimatlosigkeit und Wanderschaft mitgeben müssen, sonst wärest du irgendwo sitzen geblieben und hättest mir mein Spiel verdorben. In meinem Namen bist du gewandert und hast den seßhaften Leuten immer wieder ein wenig Heimweh nach Freiheit mitbringen müssen. In meinem Namen hast du Dummheiten gemacht und dich verspotten lassen; ich selber bin in dir verspottet und bin in dir geliebt worden. Du bist ja mein Kind und mein Bruder und ein Stück von mir, und du hast nichts gekostet und nichts gelitten, was ich nicht mit dir erlebt habe.‹ Da begriff Knulp, dass nichts wunderbarer als der Geist ist und daß, wenn dieser groß, nichts anderes mehr groß erscheint. Und er wandte den innern Blick endgültig in sich selber zurück. Da bin ich wieder bei dem Wanderer Zarathustra angekommen. Und ich entgegne dem Philosophen Nietzsche: Wer nur einigermaßen zur Freiheit der Vernunft gekommen ist, ist ein Wanderer auf Erden und kommt seinem Ziel, nämlich sich selber, immer näher.
So einfach ist das mit dem Wandern an Bergwand und Felssturz vorbei, in halber Höhe über dem Pennickental, zwischen Wöllnitz und Fürstenbrunnen auf dem Grund eines Urmeeres. Man bricht auf, geht weiter und kommt als ein anderer, als ein Gewandelter an. Noch einmal Herman Hesse: Wandersehnsucht reißt mir am Herzen, wenn ich Bäume höre, die abends im Wind rauschen. Hört man still und lange zu, so zeigt auch die Wandersehnsucht ihren Kern und Sinn. Sie ist nicht Fortlaufenwollen vor dem Leid, wie es schien. Sie ist Sehnsucht nach Heimat, nach Gedächtnis der Mutter, nach neuen Gleichnissen des Lebens. Sie führt nach Hause. Dieses Zuhause ist in uns. Und es hat viel zu tun mit Erkenntnis, Lebenserfahrung, Glück, Liebe und Gott.
Und so lasse ich zum Schluss, weil ich es so will, auf dem schmalen Pfad der Mittleren Horizontale bei Jena, kurz hinter der Diebeskrippe eine besondere Wandergesellschaft vor meinen geschlossenen Augen vorüberziehen: vornweg wandelt Petrarca, Nietzsche folgt. Die Brüder Grimm behalten Hans im Glück im Auge. Der Taugenichts, Eichendorff, Knulp und Hesse blicken neugierig hinunter ins Saaletal. Alle samt Wanderer, die ihr Ziel längst erreicht haben. Ich folge als Letzter, leicht hinkend wegen der Blase am Fuß, aber glücklich, denn sie alle, warten schon auf meine Ankunft. Im Westen scheidet die Sonne rötlich strahlend, da höre ich plötzlich eilige Schritte hinter mir. Ein verspäteter Wanderfreund reiht sich ein. »Gestatten, Wilhelm Busch!« grüßt er außer Atem. Dann raunt er mir voller Ironie den Beginn eines Gedichts ins Ohr, der all meine neuen Erkenntnisse vom Wandern und seinen Zielen über den Haufen schmeißen könnte:
Ferne Berge seh ich glühen!
Unruhvoller Wandersinn!
Morgen will ich weiterziehen,
Weiß der Teufel, wohin?
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