Jura Soyfer

1912      Charkow, Gouvernement Charkow, Russisches Kaiserreich

1939      KZ Buchenwald

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Jura Soyfer

Autor

Pascal Quicker

Thüringer Literaturrat e.V. / Gedenkstätte Buchenwald

Jura Soyer wurde am 8. Dezem­ber 1912 in Char­kow im Rus­si­schen Kai­ser­reich als Sohn eines jüdi­schen Indus­tri­el­len gebo­ren. Ab 1923 lebte er mit sei­ner Fami­lie in Wien, wo er 1927 auch der „Ver­ei­ni­gung Sozia­lis­ti­scher Mit­tel­schü­ler“ bei­trat. Soy­fer, der ab 1931 Geschichte und Ger­ma­nis­tik an der Uni­ver­si­tät Wien stu­dierte, begann ab 1929 beim Poli­ti­schen Kaba­rett der Sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Par­tei zu arbei­ten, außer­dem ver­öf­fent­lichte er bereits Anfang der drei­ßi­ger Jahre Gedichte in der Wie­ner „Arbei­ter-Zei­tung“ und im „Schul­kampf“. Im Zuge des erstar­ken­den euro­päi­schen Faschis­mus began­nen seine lite­ra­ri­sche und poli­ti­sche Akti­vi­tät für Soy­fer an Bedeu­tung zu gewin­nen. So ent­stand 1934 das Roman­frag­ment So starb eine Par­tei, in dem der junge Schrift­stel­ler das Schei­tern der Arbei­ter­be­we­gung und ihre mili­tä­ri­sche Zer­schla­gung in Wien im Februar 1934 schil­dert. Soy­fer, der sich als Autor der Wie­ner Klein­kunst­szene eta­blierte, betä­tigte sich nun aktiv im Widerstand.

Beim Ver­such, ille­gal die Schwei­zer Grenze zu über­schrei­ten, wurde er am 13. März 1938, einen Tag nach dem Ein­marsch deut­scher Trup­pen in Öster­reich, ver­haf­tet und ins KZ Dachau ver­schleppt. Dort schrieb er das „Dachau-Lied“, wel­ches im Anschluss von Her­bert Zip­per ver­tont wurde. Am 23. Sep­tem­ber 1938 folgte Soy­fers Ver­le­gung nach Buchen­wald (Häft­lings­num­mer 9697), wo er den Haft­be­din­gun­gen zum Trotz sei­nen Wider­stand nicht auf­gab und wei­tere Texte ver­fasste. Als er wäh­rend einer im Lager gras­sie­ren­den Typhus­epi­de­mie dem Kom­mando „Lei­chen­trä­ger“ zuge­teilt wurde, infi­zierte sich Soy­fer mit Bauch­ty­phus. Seine Eltern, wel­che inzwi­schen von Wien aus die Aus­wan­de­rung der gesam­ten Fami­lie in die USA vor­an­trie­ben, konn­ten zwar seine Ent­las­sung erwir­ken. Jedoch war Jura Soy­fer, als seine Ent­las­sungs­pa­piere Buchen­wald erreich­ten, bereits tod­krank. Zwei Tage spä­ter, am 16. Februar 1939, erlag er sei­ner Krank­heit. Die­ses tra­gi­sche Schick­sal wird von Soy­fers Mit­häft­ling Julius Freund in des­sen 1945 erschie­ne­nen Lage­rer­in­ne­run­gen O Buchen­wald ein­drück­lich geschildert.

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