Carl August v. Sachsen-Weimar-Eisenach

1757      Weimar

1828      Schloß Graditz bei Torgau

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Carl August v. Sachsen-Weimar-Eisenach

Autor

Christoph Schmitz-Scholemann

Carl August von Sach­sen-Wei­mar-Eisen­ach (* 3. Sep­tem­ber 1757 in Wei­mar; † 14. Juni 1828 auf Schloss Gra­ditz bei Tor­gau) war der erst­ge­bo­rene Sohn von Her­zog Ernst August II. Kon­stan­tin von Sach­sen-Wei­mar-Eisen­ach und Her­zo­gin Anna Ama­lia von Sach­sen-Wei­mar-Eisen­ach (geb. von Wol­fen­büt­tel-Braun­schweig). Nach dem frü­hen Tod des Vaters im Jahr 1758 über­nahm seine Mut­ter die ober­vor­mund­schaft­li­che Regent­schaft für ihre Söhne und über­gab diese 1775 an ihren Sohn Carl August.

Das Rei­ter­stand­bild vor dem Schloss in Wei­mar zeigt ihn als über­le­bens­gro­ßen Krie­ger in den Him­mel ragend. Der kräf­tige Kör­per fast eins mit dem mus­ku­lö­sen Pferd, lor­beer­be­kränzt das Haupt: ein weit­hin bli­cken­der Herr­scher in erns­tem Dun­kel­grün. »Carl August« steht auf dem Sockel. Dass die­ser Her­zog ein ganz eige­ner und gar nicht stei­ner­ner Mann wer­den würde, dafür bürg­ten bei sei­ner Geburt am 3. Sep­tem­ber 1757 schon die viel­sa­gen­den Bei­na­men eini­ger sei­ner säch­si­schen Ahnen und Urah­nen: Ernst der Fromme war dar­un­ter, aber auch Albrecht der Ent­ar­tete und Fried­rich der in die Wange Gebis­sene und Johann der Schmack­hafte. Seine Mut­ter, die Her­zo­gin Anna Ama­lia, war früh ver­wit­wet und setzte auf klas­si­sche Bil­dung. Trotz­dem fühlte sich Carl August am wohls­ten bei den Soldaten.

»…das zen­tau­ri­sche Leben die eine Hälfte des Tages, das mensch­li­che die andere, amal­ga­mi­ren sich so artig bei  mir, dass es mir wohl tut.« schrieb er aus der Kaserne nach Hause. Zwei Mal, 1806 und 1813, bra­chen Krieg und Ver­wüs­tung in das zwar stän­dig über­schul­dete, ansons­ten aber lieb­lich-klein­krä­me­ri­sche Sach­sen-Wei­mar-Eisen­ach. Mit Mut und Geschick über­stand man die Angriffe der neuen Zeit, auch dank Carl Augusts Frau, der Her­zo­gin Louise, die den Gift und Galle spu­cken­den Napo­leon mit sol­cher Würde im Wei­ma­rer Schloss emp­fing, dass er die Resi­denz ent­ge­gen sei­ner ursprüng­li­chen Absicht doch nicht nie­der brannte. Innen­po­li­tisch lavierte Carl August zwi­schen libe­ra­len Pro­jek­ten und abso­lu­tis­ti­scher Pra­xis. Seine auf zahl­rei­chen Rei­sen gewon­nene Ein­sicht, dass wirt­schaft­li­cher Auf­schwung bür­ger­li­che Frei­heit braucht, hin­ter­ließ Spu­ren in der libe­ra­len Ver­fas­sung des Groß­her­zog­tums von 1816. So rich­tig zur Blüte kamen aber weder der Staats­schatz noch die Demokratie.

Dass Carl August auch ein trink­fes­ter Kon­fe­renz­löwe sein konnte, bewies er auf dem Wie­ner Kon­gress 1815. In zähen Ver­hand­lun­gen wuchs sein Land auf das Dop­pelte des frü­he­ren Gebiets und wurde Groß­her­zog­tum. Epo­che aber machte etwas ganz ande­res: Näm­lich Carl Augusts Bega­bung für die Tugend der Freund­schaft und sein weit­sich­ti­ger Mut, die Poli­tik in den Dienst von Kunst und Kul­tur zu stel­len, auch wenn er selbst kein Intel­lek­tu­el­ler wurde und dem Brannt­wein, der Zigarre, der Jagd und gebra­te­nen Vögeln zuge­tan blieb. Sei­nem Freund schrieb er: »Ach wenn ich nur alle die Weis­heit, die in den Büchern steht, die du mir geschickt hast, fres­sen könnte! Da wär ich gut dran, denn ich ver­zweifle, dass durch meine Augen ich sie in mei­nen Kopf werde brin­gen können.«

Die­ser Freund, mit dem er über ein hal­bes Jahr­hun­dert durch dick und dünn ging, war natür­lich nie­mand anders als Johann Wolf­gang von Goe­the. 1775, die bei­den hat­ten ein­an­der ein Jahr zuvor ken­nen gelernt, holte der 18jährige Carl August den damals gerade 25jährigen Dich­ter Goe­the als engs­ten Bera­ter in seine Landesregierung.

Zwei junge Leute, die in Wei­mar und auch im Thü­rin­ger Wald ein sehr locke­res Leben führten…in der Ilm bade­ten, was die ältere Genera­tion der deut­schen Eli­ten, Schrift­stel­ler und Künst­ler nicht ver­stand. Das Baden war nur die eine Seite. Hinzu kam ein bis zur Fröm­mig­keit jugend­lich-erns­tes Sich­beu­gen über den rät­sel­haf­ten Stoff der Welt: Man beob­ach­tete Pflan­zen, expe­ri­men­tierte mit Elek­tri­zi­tät, man musi­zierte, lite­ra­ri­sierte und machte eine Kul­tur­po­li­tik, wie es sie in Deutsch­land nie wie­der gab. Inner­halb weni­ger Jahre zogen Goe­the und Carl August die gro­ßen Köpfe Deutsch­lands nach Wei­mar: die Dich­ter Her­der, Schil­ler, Jean Paul, den Frei­herrn von Knigge, die Phi­lo­so­phen Fichte, Schel­ling, Hegel und viele andere.

Am 14. Juni 1828, nach dem Besuch einer Pfer­de­zucht im säch­si­schen Tor­gau, im Land sei­ner Väter, drückte der poli­ti­sche Vater der deut­schen Klas­sik zum letz­ten Mal seine Zigarre aus. Dann brach er zusam­men und starb in den Armen eines Soldaten.

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