Vor 400 Jahren in Weimar gegründet: Deutschlands erste literarische Gesellschaft
4 : Würde, Schönheit und Geist des Deutschen

Thema

Schriftsteller der Frühen Neuzeit

Autor

Christoph Schmitz-Scholemann

Thüringer Literaturrat e.V.

In den rund drei Jahr­zehn­ten der »Prä­si­dent­schaft« des Fürs­ten Lud­wig führ­ten die Frucht­brin­ger eine über­aus reich­hal­tige sprach­kri­ti­sche Kor­re­spon­denz, die bis heute nicht voll­kom­men aus­ge­wer­tet ist. Unter der Feder­füh­rung von Klaus Coner­mann und Mar­tin Bir­cher erscheint im Auf­trag der Her­zog August Biblio­thek in Wol­fen­büt­tel seit 2003 eine kri­ti­sche Aus­gabe der Briefe, Bei­la­gen und Aka­de­mie­ar­bei­ten. Zen­trum allen Tuns und Den­kens war bis zu sei­nem Tode 1650 Fürst Lud­wig I. Nicht nur, dass er selbst Gedichte schrieb und Über­set­zun­gen anfer­tigte und die euro­päi­sche Lite­ra­tur der dama­li­gen Zeit stu­dierte, nicht nur, dass er ihm geeig­net erschei­nende Dich­ter zum Schrei­ben ermu­tigte, The­men vor­schlug, mit ihnen über Spe­zia­li­tä­ten von Reim und Rhyth­mus debat­tierte, Druck­kos­ten­zu­schüsse orga­ni­sierte und das Ent­ste­hen von Gram­ma­ti­ken und Wör­ter­bü­chern anregte und den Sprach­ge­brauch bei Hofe und in der Ver­wal­tung zu ver­bes­sern trach­tete – als wahr­lich preis– und ver­eh­rungs­wür­dige Leis­tung die­ses Fürs­ten ragt her­vor, dass er nie das Ziel der gan­zen Unter­neh­mung aus den Augen ver­lor, näm­lich die für den Frie­den in den deut­schen Län­dern unver­zicht­bare und durch die gemein­same Sprach­ar­beit sich kon­sti­tu­ie­rende Iden­ti­tät Deutsch­lands zu kräf­ti­gen, und zwar jen­seits, oder bes­ser: ober­halb der poli­ti­schen und reli­giö­sen Dif­fe­ren­zen. Das alles ent­sprang kei­nes­wegs dumpf-teu­to­ni­schem Natio­na­lis­mus. Schon die Idee war ja ein Import aus Ita­lien. Es ging nicht um Vor­herr­schaft, es ging um Würde, Schön­heit und Geist des Deut­schen als einer unter vie­len gleich­be­rech­tig­ten Spra­chen – wie heißt es in Brechts Kinderhymne?

»Anmut spa­ret nicht noch Mühe
Lei­den­schaft nicht noch Verstand
Daß ein gutes Deutsch­land blühe
Wie ein and­res gutes Land.«

 Vor 400 Jahren in Weimar gegründet: Deutschlands erste literarische Gesellschaft:

  1. Gründung der »Fruchtbringenden Gesellschaft«
  2. Nach dem Vorbild der »Accademia de la crusca« in Italien
  3. Gleichheit unter dem Zeichen der Palme
  4. Würde, Schönheit und Geist des Deutschen
  5. Eine Lanze für die Rechtschreibung und eine wider die Übelschreibung
  6. Sprache und Literatur als identitätsstiftende Kraft
  7. Literatur und Politik
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