In den rund drei Jahrzehnten der »Präsidentschaft« des Fürsten Ludwig führten die Fruchtbringer eine überaus reichhaltige sprachkritische Korrespondenz, die bis heute nicht vollkommen ausgewertet ist. Unter der Federführung von Klaus Conermann und Martin Bircher erscheint im Auftrag der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel seit 2003 eine kritische Ausgabe der Briefe, Beilagen und Akademiearbeiten. Zentrum allen Tuns und Denkens war bis zu seinem Tode 1650 Fürst Ludwig I. Nicht nur, dass er selbst Gedichte schrieb und Übersetzungen anfertigte und die europäische Literatur der damaligen Zeit studierte, nicht nur, dass er ihm geeignet erscheinende Dichter zum Schreiben ermutigte, Themen vorschlug, mit ihnen über Spezialitäten von Reim und Rhythmus debattierte, Druckkostenzuschüsse organisierte und das Entstehen von Grammatiken und Wörterbüchern anregte und den Sprachgebrauch bei Hofe und in der Verwaltung zu verbessern trachtete – als wahrlich preis– und verehrungswürdige Leistung dieses Fürsten ragt hervor, dass er nie das Ziel der ganzen Unternehmung aus den Augen verlor, nämlich die für den Frieden in den deutschen Ländern unverzichtbare und durch die gemeinsame Spracharbeit sich konstituierende Identität Deutschlands zu kräftigen, und zwar jenseits, oder besser: oberhalb der politischen und religiösen Differenzen. Das alles entsprang keineswegs dumpf-teutonischem Nationalismus. Schon die Idee war ja ein Import aus Italien. Es ging nicht um Vorherrschaft, es ging um Würde, Schönheit und Geist des Deutschen als einer unter vielen gleichberechtigten Sprachen – wie heißt es in Brechts Kinderhymne?
»Anmut sparet nicht noch Mühe
Leidenschaft nicht noch Verstand
Daß ein gutes Deutschland blühe
Wie ein andres gutes Land.«
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