Schiller in Bauerbach
3 : Vogt-Haus – Friedrich-Schiller-Straße 5

Person

Friedrich von Schiller

Ort

Bauerbach

Thema

Literarisches Thüringen um 1800

Autor

Andreas Seifert

Thüringer Literaturrat e.V.

Ich kam Abends hier­her – Sie müs­sen wis­sen, daß es von Frank­furt aus 45 Stun­den hier­her war – zeigte meine Briefe auf und wurde fei­er­lich in die Woh­nung der Herr­schaft abge­holt, wo man alles auf­ge­puzt, ein­ge­heizt, und schon Bet­ten her­ge­schafft hatte.
(Fried­rich Schil­ler an Schwan. Bau­er­bach, 8. Dezem­ber 1782)

Wir wis­sen nicht wirk­lich, mit wel­chem Gefährt Fried­rich Schil­ler die letz­ten Kilo­me­ter sei­ner Flucht bewäl­tigte. Bis Mei­nin­gen hatte er die Post­kut­sche benutzt – aber im ent­le­ge­nen Bau­er­bach gab es keine Sta­tion. Der Fas­sa­den­ma­ler hat sich für die Vari­ante Pfer­de­schlit­ten ent­schie­den – ange­sichts der Jah­res­zeit durch­aus denk­bar. Gesi­chert ist, dass der Guts­ver­wal­ter Vogt von der zu erwar­ten­den Ankunft des »Dok­tor Rit­ter« wusste – ohne des­sen Iden­ti­tät zu ken­nen. Mit Vogt ver­brachte Schil­ler in den kom­men­den Mona­ten so man­che Stunde – zum Bei­spiel beim Wür­fel­spiel. Dabei erhielt er auch Ein­sicht in die sozia­len Span­nun­gen auf einem reichs­rit­ter­schaft­li­chen Gebiet.

Ihr gan­zes Bau­er­bach ist gegen­wär­tig in Unruhe, wel­che nur durch Ihre Per­sön­li­che Auto­ri­tät gestillt wer­den kann. Der ewige Groll der Gemeinde gegen den Ver­wal­ter äusert sich täg­lich mehr.
Neu­lich ent­stand ein Streit zwi­schen bei­den Partheien wegen der Schaafe. Vogt und Kon­sor­ten ver­bo­ten, das Vieh auf die Wie­sen zu trei­ben. Der Wirth, Schnupp Zie­gen­bein und Straub … prae­ten­dier­ten das Gegen­theil. Die Gerichte spra­chen 2mal für den Ver­wal­ter, und dem unge­ach­tet trei­ben die lez­te­ren die Schaafe auf die Wie­sen, Ihre eigene nicht geschont. Ich kam zu einer Szene, die, so ver­drüß­lich sie mir im Grunde war, den bes­ten Maler ver­dient hätte.
Vogt und Fami­lie kom­men mit Knit­teln, die Schaafe weg­zu­trei­ben, die andern weh­ren sich, man sagt sich Grob­hei­ten, Wahr­hei­ten und dgl. Des Wirths Sohn hezt den Hund an den Schul­meis­ter, wel­cher in Gefahr Schläge zu krie­gen, die Glo­cke zie­hen ließ, und das ganze Dorf auf­for­derte.
(Fried­rich Schil­ler an Hen­ri­ette von Wolzo­gen. Bau­er­bach, 23. April 1783)

 Schiller in Bauerbach:

  1. Gedenkstein für Friedrich Schiller in Bauerbach
  2. Schillerhaus in Bauerbach
  3. Vogt-Haus - Friedrich-Schiller-Straße 5
  4. Dorfkirche
  5. Gasthaus »Zum braunen Ross«
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