1892 Berlin
1940 Portbou
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Charlotte Krause
Thüringer Literaturrat e.V.
Walter Bendix Schoenflies Benjamin (* 15. 7. 1892 in Berlin; † 26. 9. 1940 in Portbou, Frankreich) – Philosoph, Literaturkritiker und Übersetzer. Benjamin erlangte besondere Bekanntheit durch seine Übersetzungen der Werke von Balzac, Baudelaire und Marcel Proust und seiner engen Freundschaft zu Adorno, wodurch er zum Wirkungskreis der Frankfurter Schule gerechnet werden kann.
Walter Benjamins Vater Emil Benjamin war Antiquitäten- und Kunsthändler in Berlin-Charlottenburg. Die Familie gehörte dem assimilierten Judentum an. 1905 – 1907 besuchte er die Hermann-Lietz-Schule Haubinda, eine Reformschule in Thüringen. Sein Abitur absolvierte er 1912 am Kaiser-Friedrich-Gymnasium in Charlottenburg. Anschließend studierte er Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau. In Berlin setzte er sein Studium fort.
1917 heiratete Benjamin Walter. Die Ehe mit Dora (Sophie) Kellner, Tochter von Leon Kellner, hielt 13 Jahre lang und brachte einen gemeinsamen Sohn, Stefan Rafael, hervor. Im selben Jahr der Eheschließung wechselte Benjamin nach Bern, wo er seine Dissertation mit dem Titel Der Begriff der Kunstkritik in der deutschen Romantik schrieb und sie am 27. Juni 1919 verteidigte – mit dem Ergebnis summa cum lauda.
Nach Abschluss seiner Dissertation kehrte Benjamin nach Berlin zurück, wo er sich als Schriftsteller und Publizist selbstständig machte. Erste Aufmerksamkeit erregte seine philosophische Schrift Zur Kritik der Gewalt 1921. Die erste Übersetzung, eine Sammlung von Baudelaire-Gedichten, erschien 1923. Adorno lernte er bei seinem Versuch 1923/24 in Frankfurt am Main, nachdem er beschlossen hatte, nach der Arbeit an seiner Dissertation noch eine Habilitationsschrift (Ursprung des deutschen Trauerspiels) zu verfassen, welche er jedoch 1925 wieder zurückzog.
Die Arbeit an der Übersetzung Marcel Prousts Meisterwerk Auf der Suche nach der verlorenen Zeit begann er gemeinsam mit Franz Hessel 1926/27 in Paris. Publizistische Arbeiten verfolgte er wiederum mit Bertold Brecht und arbeitete zu Beginn der 30er Jahre für den Rundfunk. Sein eigenes Werk Berliner Kindheit um neunzehnhundert, welches er 1932 begann, erschien zu Lebzeiten nur in wenigen Auszügen in der Frankfurter Zeitung.
Die Jahre 1932/33 verbrachte er auf Ibiza, wo er sich einerseits neu in die niederländische Malerin Anna Maria Blaupot den Cate verliebte und andererseits sehr erfolgreich an verschiedenen literarischen Werken arbeitet, so z.B. verschiedene Reiseerzählungen wie Die Fahrt der Mascotte, Das Taschentuch, Der Reiseabend oder Die Kaktushecke.
Aufgrund der Machtübernahme der Nationalsozialisten ging Benjamin 1933 nach Paris ins Exil, wo er Hannah Arendt traf, die den mittellosen Benjamin unterstützte. Von beiden ist ein reger Briefwechsel überliefert. In Paris arbeitete er an Studien zu Baudelaire und verfasste er den Aufsatz Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (1936 in der Zeitschrift für Sozialforschung veröffentlicht).
1937 bis 1939 war Benjamin Mitglied des Collège de Sociologie und Georges Batailles Geheimgesellschaft Acéphale, obwohl er er den Bestrebungen des Collège, den Faschismus mit seinen eigenen Mitteln zu bekämpfen, kritisch gegenüberstand. Nach Kriegsausbruch wurde Benjamin im Lager Vernuche bei Nevers inhaftiert. November 1939 wurde er aus der Haft entlassen. Über den Begriff der Geschichte sollte sein letzte philosophische Schrift werden. Von Lourdes über Marseille versuchte Benjamin mit der Hilfe von Lisa Fittko nach Spanien zu flüchten, um von dort über Portugal in die USA einzureisen. Obwohl er 1940 bereits den spanischen Grenzort Portbou erreicht hatte, nahm er sich in der Nacht vom 26. auf den 27. September 1940 das Leben. Die wichtigste Quelle für seinen Suizid ist die mündliche Überlieferung des Abschiedsbriefes an Theodor W. Adorno, den er der Mitflüchtenden Henny Gurland diktierte.
Es gibt Kritiker, die den Selbstmord Benjamins bezweifeln.
Foto: unbekannter Fotograf, 1928.
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