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Detlef Ignasiak
Das literarische Thüringen, Bucha 2018.
Schleusingen war 1274–1583 Residenz der Schleusinger Linie der Henneberger, die unter Graf Berthold VII. (1284–1340) ihre größte politische Bedeutung erlangte. Seine Biografie (1905) schieb der vor allem in Hamburg lebende Wilhelm Füßlein (1869–1944), ein Enkel des Schriftstellers Wilhelm Ludwig Füßlein. Dieser Linie entstammt Katharina von Henneberg (um 1334–1397), Gemahlin des sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Strengen. Sie erteilte Heinrich von Vippach den Auftrag zur Abfassung eines Fürstenspiegels, der unter dem Titel »Katherina divina« bekannt geworden ist. Der letzte Henneberger, Graf Georg Ernst (1511–1583), führte 1543 die Reformation ein und holte dazu Johann Forster ins Land. Damit löste er das heutige Südthüringen vom angrenzenden würzburgischen Franken und schuf die Grundvoraussetzung für die kulturelle Einbindung seines Landes in das bereits evangelische Thüringen. Elisabeth von Brandenburg (1510–1558 ®Ilmenau), seit 1546 in zweiter Ehe mit Gegorg Ernsts Bruder Poppo XII. (1513–1574) verheiratet, hatte reformatorisch gewirkt. In Braunschweig, wohin sie verheiratet wurde, gilt sie als »Mutter der Reformation«. In der St.-Ägidienkapelle der Stadtkirche befindet sich ihr von S. Buchlinger geschaffenes Epitaph. Darauf ein Vers aus einem von ihr selbst verfassten Gedicht: »Zuvörderst ist mir Jesu Christ/Allzeit gewest das höchste Gut./Durch seinen Geist gab mir der Mut,/Dass ich mich christlich hab ermannt/Und pflanzt sein Wort in dieses Land.« Am 24. 5. 1552 begegnete Cyriakus Spangenberg in Schleusingen der Rudolstädter Grafenwitwe Katharina. Von ihr erfuhr er bei dieser Gelegenheit die Geschichte von Katharinas Begegnung mit dem berüchtigten Herzog Alba.
Im 1560 aufgehobenen Franziskanerkloster gründete Georg Ernst 1577 eine Landesschule, aus der das Hennebergische Gymnasium hervorging, das sich unter den ihm nachfolgenden Sachsen und Preußen zum geistigen Zentrum Südthüringens entwickelte. Das Gebäude wurde 1870 abgebrochen und 1874 dort das heutige Schulhaus errichtet. Von den Schülern seien genannt: Jakob Rosefeldt, Andreas Reyher, Johann Michael Dilherr und Georg Neumark sowie die »Dichterbrüder« S. Franck, M. Franck und P. Franck. Andreas Reyher war 1632–1640 Schleusingener Rektor. In dieser Zeit pflegte er freundschaftlichen Umgang mit seinem Coburger Amtsbruder Johann Matthäus Meyfart und beförderte dessen kulturkritische Schriften bei Peter Schmied in Schleusingen zum Druck, was mutig schien, da Meyfahrts Texte in Sachsen verboten waren. Auch Johann Caspar Wetzel, Wilhelm Heinse, der dem strengen Schulbetrieb vor der Zeit entfloh, und Ernst Anschütz waren Schleusinger Gymnasiasten. Johann Adam Hartung (1791–1867) war 1837–1864 Schleusinger Rektor. Eine langjährige Brieffreundschaft verband Hartung mit Friedrich Rückert.
Sebastian Franck wurde 1606 in Schleusingen als Sohn eines schon 1622 verstorbenen Handelsherrn und Ratsmitglieds geboren. Er war der älteste der drei »Dichterbrüder«. Nach seinem Studium in Jena, Straßburg und Leipzig war er von 1632–1634 Inspektor des Schleusingener Gymnasiums. Darauf erster evangelischer Prediger in Fulda und Diakon in Schweinfurt. Er schrieb das Lied »Hier ist mein Herz, Herr, nehm es hin« (1645) und den Psalmen-Kommentar »Lutherisches Blumen-Gärtlein« (1654).
Aus Schleusingen stammt der 1609 geborene Michael Franck, der 1667 in Coburg starb. Er musste nach dem Tod des Vaters, der Bäcker war, den Beruf des Vaters ergreifen. Nach autodidaktischer Bildung wurde er 1644 Lehrer in Coburg. Er korrespondierte mit dem berühmten Königsberger Poeten Simon Dach (1605–1659).
Peter Franck wurde 1616 in Schleusingen geboren. Er war nach seinem Theologiestudium in Altdorf Pfarrer in verschiedenen fränkischen Gemeinden. Die »Gesammelten und ausgewählten Werke der Schleusinger Dichterbrüder« erschienen 1915.
1733 wurde Christian Carl Persch in Schleusingen geboren. Nach seinem Studium der Theologie in Leipzig war er ab 1762 Frühprediger und Rektor, später Diakon und Archidiakon in Suhl, wo er 1801 starb.
1750 wurde Johann Ernst Justus Müller in Schleusingen geboren, der in seiner Vaterstadt im Alter von 45 Jahren starb. Er studierte Jura und wurde Regierungs-Advokat in Schleusingen, später Kurfürstlich-Sächsischer Regierungs- Lehn- und Konsistorialsekretär. Neben juristischen Schriften veröffentlichte er Lyrik und Prosa.
Aus Schleusingen stammt der 1752 geborene Adam Christian Gaspari, der Philosophie in Jena studierte, dort außerordentlicher Professor wurde, 1803 Professor der Geschichte, Geographie und Statistik der Universität Dorpat, ab 1810 Professor in Königsberg war, wo er 1830 starb.
Die 1789 im sächsischen Thumitz geborene Wilhelmine Friederike Karoline von Sydow starb 1867 in Schleusingen. Sie schrieb Romane, Erzählungen und Ratgeber.
Gottgetreu Theodor August Deckert wurde 1800 als Sohn eines Böttchers in Schleusingen geboren. Er studierte Theologie in Halle/Saale und wurde Lehrer. Aus seiner Hand stammt ein Band Gedichte, der 1827 erschien.
Abb. 1: Ansichtskarte um 1900; Abb. 2: Ansichtskarte um 1900
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