Marlitt-Denkmal

Lokation

Bahnhofstraße
99310 Arnstadt

50.836939, 10.948081

Person

Eugenie Marlitt

Artikel

Das Marlitt-Denkmal

Autor

Daniel Förster

Im Jahr 1912 nahm die wohl schon län­ger exis­tie­rende Idee eines Denk­mals für die berühmte Autorin und Toch­ter der Stadt Euge­nie Mar­litt kon­krete Gestalt an. Am 18. April des Jah­res grün­dete sich im Arn­städ­ter Gast­hof »Gol­dene Henne« unter dem Vor­sitz des Fabri­kan­ten und Mäzens Max Toelle, ein Aus­schuss, dem füh­rende Per­sön­lich­kei­ten der Stadt ange­hör­ten. Fürs­tin Anna Luise von Schwarz­burg hatte für die­sen die Schirm­herr­schaft über­nom­men. Erste Mit­tel waren bereits ein­ge­gan­gen, jedoch sollte die Samm­lung von Gel­dern durch einen öffent­li­chen Auf­ruf vor­an­ge­trie­ben wer­den.
Paul Ban­dorf, von der in Arn­stadt ansäs­si­gen Por­zel­lan­ma­nu­fak­tur »Ban­dorf & Mar­dorf«, fer­tigte zunächst Kon­zepte für das Bron­ze­re­lief mit dem Kon­ter­fei der Schrift­stel­le­rin, spä­ter auch für die rest­li­che Aus­ge­stal­tung des Denk­mals. Diese Ent­würfe wur­den von dem bekann­ten Bild­hauer Vic­tor Sei­fert geprüft und über­ar­bei­tet, wobei er das Bron­ze­re­lief der Mar­litt als »künst­le­risch voll­endete Arbeit« bezeich­nete.
Am 10. Juni 1913 beschloss der Stadt­rat ein­stim­mig, einen Platz am alten Fried­hof für die Errich­tung des Mar­litt-Denk­mals zur Ver­fü­gung zu stel­len. Bereits drei Monate spä­ter konnte mit den Fun­da­men­tie­rungs­ar­bei­ten begon­nen wer­den. Das Denk­mal selbst bestand aus einem von Säu­len gebil­de­ten Halb­kreis, in des­sen Mitte sich ein Pos­ta­ment mit dem Bron­ze­re­lief der Schrift­stel­le­rin erhob. Als Mate­rial für die Bau­aus­füh­rung war Kirch­hei­mer Muschel­kalk gewählt wor­den. Die Gesamt­kos­ten, ein­schließ­lich der Fun­da­men­tie­rung belie­fen sich auf 4000 Mark. Am Sonn­tag den 5. Okto­ber 1913 konnte das Denk­mal um 11:00 Uhr fei­er­lich ein­ge­weiht werden.

Nach Grün­dung der Deut­schen Demo­kra­ti­schen Repu­blik fiel Euge­nie Mar­litt als bür­ger­li­che Roman­au­torin in Ungnade. Am 7. Februar 1950 for­der­ten ein Ver­tre­ter des Orts­vor­stan­des der FDJ als auch der Stadt­ver­ord­nete Her­tel in einer Dis­kus­sion der Arn­städ­ter Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung die Ent­fer­nung des Denk­mals, da Zitate aus dem Roman »Reichs­fürs­tin Gisela« zei­gen wür­den, dass Euge­nie Mar­litt die Pre­di­ge­rin des Unter­ta­nen­geists gewe­sen sei und somit für eine demo­kra­tisch-fort­schritt­li­che Lite­ra­tur nicht mehr trag­bar wäre. Wei­ter­hin wurde ange­merkt, dass ihre Schrif­ten auch kei­nen erzie­he­ri­schen Wert mehr besä­ßen. In der Abstim­mung wurde die Ent­fer­nung des Denk­mals gegen zehn Stimm­ent­hal­tun­gen der LDP beschlos­sen.
Ver­su­che der Bevöl­ke­rung den Abriss zu ver­hin­dern, wie ein Schrei­ben Max Toel­les an den Ober­bür­ger­meis­ter, schei­ter­ten schluss­end­lich. Als am 17. April 1951 ein Schrei­ben des Minis­te­ri­ums des Innern in Arn­stadt ein­traf, wel­ches den Abbruch des Mar­litt-Denk­mals ablehnte, da nur nazis­ti­sche oder mili­tä­ri­sche Gedan­ken zu besei­ti­gen seien, war das Monu­ment schon seit Wochen geschleift und die Flä­che geräumt worden.

Seit der Wie­der­ver­ei­ni­gung Deutsch­lands wur­den in der Bevöl­ke­rung Arn­stadts Stim­men laut, die Erin­ne­rung an Euge­nie Mar­litt wie­der wach­zu­ru­fen und ein neues Denk­mal für die Schrift­stel­le­rin zu errich­ten. Die­ses Ansin­nen fiel auf frucht­ba­ren Boden. In der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung vom 21. Mai 1992 beschloss die Mehr­heit der Abge­ord­ne­ten die Wie­der­rich­tung des Mar­litt-Denk­mals mit 2000 Mark zu unter­stüt­zen. Durch Spen­den von Pri­vat­leu­ten und Fir­men wurde wei­te­res Geld gesam­melt.
Das neue Mar­litt-Denk­mal ent­stand in Anleh­nung an den Vor­gän­ger­bau an nahezu glei­cher Stelle. Der Bau­kör­per besteht aus Beton, die Pla­kette mit dem Kon­ter­fei der Autorin ist aus Spe­zi­al­por­zel­lan gefer­tigt. Das Denk­mal wurde am 5. Dezem­ber 1992 fei­er­lich der Öffent­lich­keit übergeben.

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