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Reinhard Lettau – »Alle Geschichten«
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Detlef Ignasiak
Das literarische Thüringen, Bucha 2018.
Ein großer Teil des englischen Hochadels kommt aus Bischleben.
Reinhard Lettau
Aus dem Besitz eines 1290 genannten Rüdiger von Stedten, ging das Rittergut Stedten hervor, dass 1735 der aus Württemberg stammende Christoph Dietrich von Keller, nunmehriger gothaischer Staatsminister, erwarb und die vorhandene Wasserburg nach 1737 zu einem zweigeschossigen Barockschloss umbauen ließ, das in der nachfolgenden Generation ein literarisches Zentrum von Rang wurde und fest mit dem klassischen Weimar verbunden war. 1948/49 wurde das Schloss abgerissen und seine reiche Ausstattung (darunter auch eine bedeutende Bibliothek) verstreut, wobei das meiste heute als verloren gelten muss. Auf dem Gelände wurden Umsiedlerhäuser errichtet, so dass die Stätte heute kaum mehr auszumachen ist. Seit 1999 kümmert sich ein Freundeskreis um das Erbe. So wurde der Friedhof (mit den Keller-Grabstätten) wiederhergestellt und 2011 eine Gedenktafel aufgestellt.
1923 verschmolzen die Orte Bischleben und Stedten zu einer Gemeinde zusammen.
Auf dem Gut derer von Keller wurde 1752 die spätere Gelegeneheitsdichterin und Salonnière Julie von Bechtolsheim geboren, die 1847 in Eisenach starb. Christoph Martin Wieland besuchte sie 1771 von Erfurt aus auf dem Gut ihrer Eltern. Vor allem zur Mutter Auguste von Keller (1732–1781) pflegte er engen Kontakt und las in Stedten aus seinem Versepos »Die Grazien« (1770). Das Gedicht »An Psychen« widmete er Juli von Bechtolsheim 1776.
Goethe wurde 1776 als »Zaubrer« von Christoph Martin Wieland bei den Kellers in Stedten eingeführt, wobei er erstmals Szenen aus dem »Faust« vorlas. Wielands Gedicht bezieht sich auf diesen Besuch:
»So trat er unter uns, herrlich und hehr,
ein echter Geisterkönig, daher!
Und niemand fragte: ›Wer ist denn der?’‹
Wir fühlten beim ersten Blick, ’s war er!«
Der in Erfurt geborene Reinhard Lettau fühlte sich Bischleben verbunden, das für ihn zu einer Metapher für »Provinz« geworden war. Dem aus Bischleben stammenden Maler Uwe Bremer widmete er 1968 das oben zitierte Gedicht »Warnung«.
Abb. 1: Ansichtskarte, um 1900 / Abb. 2: Ansichtskarte, um 1920 / Abb. 3: Ansichtskarte, um 1930 / Abb. 4: Ansichtskarte, vor 1945
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