Wulf Kirsten – »gefilde mit felswänden«

Wulf Kirs­ten

gefilde mit felswänden

in aller herrgottsfrühe
quer­beet in luftlinie
schnur­stracks auf das tage­ziel zu,
die pfade von silberdistel-
para­die­sen begleitet,
akri­bisch enzian eingestreut
und so viele andre botanische
herbst­lap­pa­lien, drittlings
wanderfreundschaften,
strup­pig ver­buschte hanglagen,
an denen es hoch hin­auf rankt,
zu sehn, wie alles schlingt,
bis es den baum voll­ends abgewürgt,
wort­wört­lich eine akel­ei­wiese hinauf,
els­beer­be­stände, knaben-
kräu­ter sol­len wuchern, wie sie
namen haben für die handvoll,
die sich aus­kennt zwischen
Schmie­den (44 ein­woh­ner), Kochberg,
Rein­städ­ter Grund, nahezu alpin,
immer­hin mit fels­wän­den umbrisch-
tos­ka­nisch dra­piert, vorzutäuschen
gebirgs­for­ma­tio­nen, wo die mufflons
in statt­li­chen populationen
deckung gesucht und gefunden –
thü­rin­gi­sche gefilde gekreuzt,

mai 2021