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Axel Meyer
Alle Rechte beim Autor. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors. Erstdruck in: Palmbaum, Heft 1/2024.
Axel Meyer
Für Wulf Kirsten
Im Dezember 2022 starb Wulf Kirsten im Alter von 88 Jahren in Weimar. In seinen Gedichten, Erzählungen und Essays erwies er sich als sorgfältiger und daher auch unduldsamer Spracharbeiter. Klischees, billige Floskeln und das Gewäsch der Zeitungssprache ließ er in literarischen Texten nicht durchgehen.
Geschult durch langjährige Lektoratsarbeit im Aufbau-Verlag war er ein unbestechlicher Kritiker, aber gerade deshalb auch ein gesuchter Förderer junger Talente. Wer ihn um Rat bat, wurde nicht mit Höflichkeitslügen abgespeist, eher tief, aber produktiv verunsichert.
Aus der Wertschätzung seines kritischen Urteils und zugleich seiner geradezu detailversessenen Kenntnis der deutschen Lyrik des 19. und 20. Jahrhunderts erwuchs ein filigranes Netz von Freunden und Weggefährten.
Die Herausgeber des vorliegenden Buches waren mit Wulf Kirsten seit Jahren in einem Gesprächskreis verbunden. Sie lassen 40 Autorinnen und Autoren mit ihren Erinnerungen an den Dichter zu Wort kommen.
Der Reigen der Beiträger reicht von Wilhelm Bartsch, Volker Braun, Karl Corino und Daniela Danz über Kerstin Hensel, Stéphane Michaud (der Kirsten ins Französische übersetzt hat) und Jan Volker Röhnert bis zu André Schinkel, Lutz Seiler und Michael Wüstefeld.
Ulrich Panndorf, Walter Sachs und Susanne Theumer haben Grafiken beigesteuert. Nun ist die Verlockung groß, bei solcher Gelegenheit die Nähe zu demonstrieren. Daher sind mir Texte lieb, die das Fremde betonen, die nach Verbindendem suchen und Verbindliches freilegen.
Wie Jürgen Becker, der gesteht: »seine Stimme / erreichte mich spät erst (…), Aber sie kam, diese Stimme, und (…) sie erreichte mich« (Stimme und Spur, Wulf Kirsten).
Oder Das letzte Telefongespräch von Michael Krüger: »Im Telefon / kichern die letzten Worte / über den humpelnden Gang / der Welt. / Bist du noch dran? …«
Besonders berührend ist der Bericht von Brigitte Struzyk, die sich an ihren ersten Arbeitstag in der Weimarer Filiale des Aufbau-Verlages erinnert. Alle begrüßten sie entgegenkommend, nur einer hielt den Kopf unten, »versenkt in die Materie«. Doch als es darauf ankam war er der Einzige, der für sie einsprang: Wulf Kirsten, der Verlässliche.
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