Personen
Thema
Dietmar Ebert
Alle Rechte liegen beim Autor. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Dietmar Ebert
Gerlach nicht zu vergessen (Wulf Kirsten)
Mehr als 20 Jahre sind seit Harald Gerlachs Tod vergangen. Heute wird die Vielfalt, Originalität und Qualität seiner literarischen Arbeiten kaum mehr wahrgenommen. Der von Ulrich Kaufmann herausgegebene Band mit Texten von und über ihn arbeitet dem Vergessen von Leben und Werk des in Schlesien geborenen, in Südthüringen verwurzelten und in Leimen bei Heidelberg gestorbenen Autors entgegen. Er stiftet Erinnerung an einen Dichter, der vor und nach 1990 unbeirrt seinen Lebens- und literarischen Weg beschritt.
Kaufmann stellt dem reich bebilderten Buch einen Prolog voran und folgt den „Stationen eines Dichterlebens“: Römhild, Erfurt, Rudolstadt und Leimen. Er zeichnet Gerlachs Dialog mit dem Erbe nach und versammelt Stimmen zum Nachwirken des neben Wulf Kirsten bedeutendsten Thüringer Dichters im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts. Dem Herausgeber gelingt es, wichtige Texte von Harald Gerlach und bereits über ihn publizierte Texte von Wulf Kirsten, Lothar Ehrlich, Heinz Stade, Georg Menchén, Henryk Goldberg, Kai Agthe, Angela Drescher und anderen, spannungsreich in Beziehung zu setzen. Um ein umfassendes Bild des Dichters zu präsentieren, hat er bestehende Lücken durch kompetente eigene und fremde Originalbeiträge gefüllt. Seine Interviews mit der Opernsängerin Marlott Gerlach, der ersten, und Bettina Olbrich, der zweiten Frau des Dichters, beleuchten detailreich dessen Schaffen während der Erfurter, Rudolstädter und Leimener Jahre. So war bislang wenig über die Arbeitsfreundschaft zwischen Gerlach und dem Komponisten Karl Ottomar Treibmann bekannt. Sie führte zu musikdramatischen Werken, die es neu zu entdecken gilt. Gerlachs enges Verhältnis zur Bildenden Kunst wird im Interview mit Jens Henkel thematisiert, und in Harald Heydrichs Beitrag zum Band Einschlüsse. Aufbrüche wird erkennbar, wie Gerlachs Poetik mit Alfred T. Mörstedts Art, die „Welt zu sehen“, korrespondierte.
Alle Beiträge zeigen, dass Harald Gerlach als Lyriker, Prosa-Autor, Dramatiker und (Rundfunk) – Essayist Bedeutendes geleistet und schreibend „poetische Landschaften“ erschaffen hat. Sein Prosadebüt Das Graupenhaus (Ulrich Kaufmann) und dessen Verfilmung (Hans-Dieter Schütt) werden ebenso gewürdigt wie die späten Romane Windstimmen (Henryk Goldberg), Rottmanns Bilder (Martin Straub) und Blues Terrano (Matthias Biskupek). Dem Andenken Harald Gerlachs gewidmete Erinnerungen von Christa Wolf, Angela Drescher, Annerose Kirchner und Richard Pietraß beschließen den Band, in den auch Texte der Gerlach-Stipendiaten aufgenommen wurden: Von der Inspirationskraft des Gerlachschen Werkes für heutiges Schreiben erzählen u.a. Vera Vornewegs Brief an Harald Gerlach und André Schinkels tief lotender Essay zu Gerlachs späten Gedichten.
Der Sammelband, bei dessen Zustandekommen Bettina Olbrich dem Herausgeber hilfreich zur Seite stand, lädt ein, das Werk Harald Gerlachs neu zu erkunden.
›Literaturland Thüringen‹ ist eine gemeinsame Initiative von
Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen · Thüringer Literaturrat e. V. · MDR-Figaro · MDR Thüringen – Das Radio
Gestaltung und Umsetzung XPDT : Marken & Kommunikation © 2011-2025 [XPDT.DE]
© Thüringer Literaturrat e.V. [http://www.thueringer-literaturrat.de]
URL dieser Seite: [https://www.literaturland-thueringen.de/artikel/ulrich-kaufmann-hrsg-sammelband-gerlach/]