Personen
Thema
Ulrich Neymeyr
Erstdruck: Thüringer Allgemeine, 24.12.2016.
Vom Himmel hoch, da komm‹ ich her,
ich bring‹ euch gute neue Mär,
der guten Mär bring‹ ich soviel,
davon ich sing’n und sagen will.
Euch ist ein Kindlein heut geborn
von einer Jungfrau auserkorn,
ein Kindelein so zart und fein,
das soll eur Freud und Wonne sein.
Es ist der Herr Christ, unser Gott,
der will euch führn aus aller Not,
er will eur Heiland selber sein,
von allen Sünden machen rein.
Er bringt euch alle Seligkeit,
die Gott der Vater hat bereit‹,
daß ihr mit uns im Himmelreich
sollt leben nun und ewiglich.
Des laßt uns alle fröhlich sein
und mit den Hirten gehn hinein,
zu sehn, was Gott uns hat beschert,
mit seinem lieben Sohn verehrt.
Lob, Ehr sei Gott im höchsten Thron,
der uns schenkt seinen eingen Sohn.
Des freuen sich der Engel Schar‹
und singen uns solch neues Jahr.
Den Text des Liedes »Vom Himmel hoch, da komm ich her« hat Martin Luther vermutlich im Jahre 1535 für die Weihnachtsbescherung seiner Kinder geschrieben. Vier Jahre später komponierte er die Melodie des Liedes, die später Johann Sebastian Bach in sein Weihnachtsoratorium aufgenommen hat. Der Text des Liedes ist ein Ausdruck der tiefen Frömmigkeit Martin Luthers. Als Theologe weiß er zudem um die grundlegende Bedeutung des Weihnachtsfestes und bringt sie in dem Lied in klaren, einfachen Formulierungen zum Ausdruck. Weihnachten ist nicht nur das Fest des Friedens und der Familie, das Fest der Liebe und der Geschenke, sondern es ist das Fest, in dem wir Christen feiern, dass das Kind in der Krippe unser Gott ist, der Herr Christ. Wir trauen ihm zu, dass er als unser Heiland uns von den Sünden reinmachen kann, also uns wieder in eine gute Gemeinschaft mit Gott führen kann. In dieser Gemeinschaft – Luther spricht in der vierten Strophe vom Himmelreich – leben wir jetzt, aber auch nach dem Tod im ewigen Leben. Das ist die eigentliche Bescherung an Weihnachten, von der Luther in der sechsten Strophe spricht. Ich weiß, dass diese unverblümt fromme und religiöse Sicht auf das Weihnachtsfest vielen Menschen in Thüringen fremd bleibt. Vielleicht bleibt es auch vielen evangelischen Christen fremd, dass Luther in der zweiten Strophe ganz selbstverständlich davon spricht, dass das Jesuskind von einer Jungfrau geboren wurde.
Es ist sicher gut, dass der Text dieses Liedes gerade im Reformationsjahr in Erinnerung ruft, dass Martin Luthers Theologie auf dem Fundament des kirchlichen Glaubens (vor allem den Schriften des Apostels Paulus und des Kirchenlehrers Augustinus) ruht und dass seine Theologie auch sein persönliches Leben und seine Frömmigkeit prägte.
Biographische Angaben
›Literaturland Thüringen‹ ist eine gemeinsame Initiative von
Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen · Thüringer Literaturrat e. V. · MDR-Figaro · MDR Thüringen – Das Radio
Gestaltung und Umsetzung XPDT : Marken & Kommunikation © 2011-2025 [XPDT.DE]
© Thüringer Literaturrat e.V. [http://www.thueringer-literaturrat.de]
URL dieser Seite: [https://www.literaturland-thueringen.de/artikel/thueringer-anthologie-nr-145-ulrich-neymeyr-ueber-martin-luther/]