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Von Goethes Tod bis zur Novemberrevolution
Heiko Haine
Thüringer Literaturrat e.V.
In früher Jugend schon hatte ich eine tiefe Sehnsucht, einmal in meinem Leben einem Menschen zu begegnen, dem das Prädikat groß im eminenten Sinne zukommt. Die großen Menschen alter und neuer Zeit, von denen ich las, erschienen mir so märchenhaft, so fern. Im Umgang mit Otto Ludwig wurde mir diese Sehnsucht gestillt, der Traum erfüllt. Er war in des Wortes vollster Bedeutung ein großer Mensch. Meine Augen haben an ihm erfahren, was Weltüberwindung ist. Er war ruhig erhaben über alle seine namenlosen körperlichen Qualen, über die Bitterkeiten der Armut. Er hätte stärkere Gründe zum Pessimismus gehabt, als Leopardi und Schopenhauer. Aber in diesem kristallreinen Geiste und Herzen herrschte in der neueren Geschichte einzig Spinoza vergleichen kann. Er war im höchsten Sinne dieses Wortes: fromm. In der deutschen Literatur aber steht er unmittelbar neben dem reinsten und sittlich strengsten Charakter, neben Lessing. Hätte ihm das Schicksal einen gesunden Körper gegeben, er würde erfüllt haben, was Lessing begonnen; er hätte als schöpferischer und kritischer Geist vollendet, was jener unterbrechen musste. Dem deutschen Drama wäre er ein Heiland geworden…
Wenige kennen ihn ganz. Nur wer ihm nahestand, ihn völlig erkannt hat, weiß, wie viel unserem Volke verloren ging an dem herrlichen Mann.
Abb. 1: Kupferstich von A. Weger, undatiert.
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