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Martin Straub
Erstdruck auf: www.lesezeichen-ev.de
Am 19. Juli 2019 starb der rumäniendeutsche Lyriker und Essayist Werner Söllner nach schwerer Krankheit mit 68 Jahren. Als er am 8.Oktober des Vorjahres in Schillers Gartenhaus mit leiser Stimme las und diskutierte , merkte man ihm an: es ging ihm nicht gut. Und dennoch war er konzentriert bei der Sache mit der ihm eigenen Genauigkeit. Freilich, sein Werk ist schmal, aber für die deutschsprachige Lyrik von großem Gewicht. Werner Söllner war zögerlich, ehe er seine Gedichte der Öffentlichkeit übergab. Zwei Bände vor allem sind es, die der Leser wieder zur Hand nehmen sollte: »Der Schlaf des Trommlers« (1992) und« Knochenmusik«(2015). Immer wieder wird Werner Söllners Dichtung mit Celan in Verbindung gebracht. Söllners lyrische Sprache ist schlicht im besten Wortsinne, er ist nicht auf das Spektakuläre aus, seine Metaphern frei von Pathos, nahe der Alltagssprache. 1982 übersiedelt er in die Bundesrepublik und leitete das Hessische Literaturforum »Moussonturm«. Wer Herta Müller liest, weiß, welchen Druck die rumänien-deutschen Dichter in dem von der Securitate beherrschten Rumänien auszuhalten hatten Ihm erlag auch Werner Söllner. Und er trug schwer an dieser Schuld. 2009 machte er diese Verstrickung öffentlich. All das hat Werner Söllner nicht losgelassen. Der damit verbundene Schmerz wird auch in den Gedichten seines letzten Bandes offensichtlich. »Jede Nacht, pünktlich/ um drei weckt mich / die Wahrheit.// und ich erschrecke / davor, liege schlaflos im Dunkeln/ und frage: ist es meine Wahrheit, vor der / ich erschrecke, oder ist es / die Wahrheit der andern? «Und welche/ von beiden ist schlimmer?« Das ist wohl eines der Grundthemen seines letzten Bandes: dieses sich selbst auf die Spur kommen. Spricht man von Werner Söllner, müssen seine vielfältigen Verbindungen nach Thüringen gewürdigt werden, etwa zu Wulf Kirsten und Annerose Kirchner. Es gab eine Lesung in Ilmenau mit Wulf Kirsten. Auf Burg Ranis las er mit Nancy Hünger und Uljana Wolf. Später trug er zu dem Band »Mehrfachbelichtung. Rumänische Erkundungen« (2011) des Lese-Zeichen e.V. mit vier Gedichten bei. Nicht zu vergessen, seine Werkstätten im »Jungen Literaturforum Hessen-Thüringen«, an denen nicht wenige Thüringer teilnahmen, wie Daniela Danz, Nancy Hünger, Jan Röhnert, Romina Nikolić oder Christian Rosenau, Moritz Gause und Peter Neumann. Sie alle fühlen sich wohl in einem durch Werner Söllner bestärkt, der Verantwortung vor dem Wort.
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