Personen
Ort
Ehemaliges Jesuitenkolleg Erfurt
Thema
Schriftsteller der Frühen Neuzeit
Detlef Ignasiak
Die Exkursion entstand im Rahmen eines Projektes der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V.
Der Barockbau wurde erst 1737 errichtet und von den Jesuiten bis zur Aufhebung ihres Ordens 1773 genutzt. Dann gab es hier das katholische Gymnasium, dessen Rektor 1774/75 Christian Joseph Jagemann war, der uns dann direkt nach Weimar und in die Weimarer Klassik führt. Diese war jedoch eine protestantische Angelegenheit, während in Erfurt beide Religionen eine Rolle spielten und sich gegenseitig respektierten, was in Thüringen sonst bis ins 19. Jh. nicht vorkam.
Allerdings kamen die Jesuiten 1564 als Glaubensstreiter nach Erfurt, mussten aber bald erkennen, dass an die Gründung einer eigenen Lehreinrichtung vorerst nicht zu denken war. Weder die 1607 eröffnete Knabenschule noch das 1618 eingerichtete Kollegium konnten den Einfluss des 1561 gegründeten und damals im Augustinerkloster untergebrachten Ratsgymnasiums, das auch Kaspar Stieler besuchte, nicht zurückdrängen. Auch die Koexistenz zweier theologischer Fakultäten an der Universität konnten sie nicht verhindern. Eher erregten sie mit flammenden Predigten Aufsehen. Ihr Verhältnis zur Literatur war ein rein pragmatisches. Vor allem das seit 1612 bezeugte Theaterspiel war für sie ein günstiges Medium. Doch führte das Jesuitentheater in Erfurt nicht zu konkurrierenden Aufführungen eines protestantischen Schultheaters. Die Situation war für die Erfurter Protestanten eine andere als im ebenfalls bikonfessionellen schlesischen Breslau, wo die protestantischen Dichter (Andreas Gryphius, Daniel Casper von Lohenstein) mit eigenen Stücken antworteten und der deutschen Theaterentwicklung entscheidende Impulse vermittelten. Als Stieler wieder nach Erfurt kam, waren die Dinge längst zu Gunsten der Protestanten entschieden, wenn auch die Stadtobrigkeit katholisch blieb. Seine Theaterstücke, für die er Anregungen in Spanien und Frankreich erhalten hatte, schrieb er an den Höfen von Rudolstadt und Weimar.
Fotos: Luisa Römhild, 2016.
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