Michael Schindhelm – »Keinheimisch«

Thema

Von Heimat zu Heimat

Autor

Michael Schindhelm

Alle Rechte beim Autor. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Michael Schind­helm

Kein­hei­misch

 

Seit mehr als sechs­und­zwan­zig Jah­ren lebe ich in der Schweiz und immer an der Grenze. In Basel waren es noch ein paar hun­dert Meter nach Frank­reich und Deutsch­land, aber seit sech­zehn Jah­ren trennt mich allein der am Haus vor­über­zie­hende Fluss von Ita­lien. Die Brü­cke dar­über ist ein Grenzposten.

Bis vor weni­gen Mona­ten gal­ten natür­lich auch hier der Pan­de­mie wegen beson­dere Ein- und Aus­rei­se­be­stim­mun­gen. Gren­zen sind seit Men­schen­ge­den­ken Linien, an denen die Unter­schiede zwi­schen den dahin­ter lie­gen­den Räu­men auf­ein­an­der­pral­len. Die Brü­cke vor unse­rem Haus war im letz­ten Jahr der Aus­tra­gungs­ort des soge­nann­ten Sushi-Krieges.

Aus­lö­ser für den glück­li­cher­weise unblu­ti­gen Kon­flikt waren gewiefte chi­ne­si­sche Gast­wirte mit dem Schwer­punkt auf rohem Fisch, die sich in den letz­ten Jah­ren auf der ita­lie­ni­schen Seite nie­der­ge­las­sen hat­ten, und ihre fast aus­schliess­lich im Tes­sin ansäs­sige, anhäng­li­che Kundschaft.

Anti-Corona-Mass­nah­men auf bei­den Sei­ten der Grenze hat­ten das Sushi-Geschäft zum Erlie­gen gebracht, doch plötz­lich kam es auf unse­rer Brü­cke zu Trans­ak­tio­nen, bei denen Lachs­pa­kete und Euros (oder Fran­ken) ihre Besit­zer wech­sel­ten. Pünkt­lich und täg­lich gegen Abend stan­den die Tes­si­ner am Grenz­über­gang Schlange. Unser Bür­ger­meis­ter, der übri­gens zur Trau­ung meine aus Sin­ga­pur stam­mende Frau freund­lich will­kom­men geheis­sen hatte, sprach im Radio von einer inak­zep­ta­blen Situa­tion, von Chaos am Zoll und dass diese gas­tro­no­mi­schen Über­griffe aus dem Nach­bar­land das Unter­neh­mer­tum im Tes­sin untergrabe.

Kan­tons­po­li­zei und Zoll­ver­wal­tung wur­den auf­ge­ru­fen, Ord­nung zu schaf­fen. Doch das Ver­lan­gen nach ita­lie­nisch-chi­ne­si­schem Sushi war stär­ker, und die ita­lie­ni­schen Behör­den drück­ten ein Auge zu, sodass die Schlange sich erst mit der Grenz­öff­nung auf­löste und der Sushi-Krieg im Ansturm der Schwei­zer Kund­schaft auf die lom­bar­di­schen Geschäfte ein laut­lo­ses Ende fand.

In den letz­ten sech­zehn Jah­ren bin ich oft gefragt wor­den, warum ich aus­ge­rech­net in die­ser Gegend wohne. Immer­hin hatte ich zur sel­ben Zeit auch in Ber­lin, Lon­don, Dubai und Hong­kong gelebt. Trotz­dem bin ich inzwi­schen in die­sem Mal­can­tone-Dorf sogar hei­mat­be­rech­tigt. Warum?

Die Ant­wort dar­auf habe ich im letz­ten Jahr beim Dre­hen eines Doku­men­tar­films, er heisst Out­land, her­aus­zu­fin­den ver­sucht. Gemein­sam mit Freun­den und Bekann­ten, die sich die­selbe Frage stel­len mögen, weil sie sich in einer ähn­li­chen Situa­tion befin­den. Für uns alle ist das Tes­sin neue Hei­mat geworden.

Wie sich bei den Dreh­ar­bei­ten erwies, ist kei­ner der Prot­ago­nis­tIn­nen wirk­lich und voll­stän­dig hei­misch gewor­den. Wir alle, die wir uns irgend­wann ent­schie­den haben, hier auf Dauer unsere Zelte auf­zu­schla­gen, sind ver­traut mit die­sem Schwe­be­zu­stand zwi­schen Dazu­ge­hö­ren und Fremd­blei­ben, der viel­leicht die Grund­stim­mung jeder Aus­wan­de­rung darstellt.

Wer das Land sei­ner Geburt frei­wil­lig ver­lässt, ver­zich­tet oft auf Gewiss­hei­ten, von deren Exis­tenz er oder sie vor dem Aus­zug gar nichts gewusst hat. Zum Bei­spiel die bis­lang uner­schüt­terte Über­zeu­gung, da zu sein, weil man eben immer da war. Auch wenn man spä­ter irgendwo in der Ferne ein neues Wohn­recht erlangt, geht diese Über­zeu­gung rasch ver­lo­ren. Man gewöhnt sich an eine neue Erkennt­nis: den Umstand kein­hei­misch zu sein.

Meine Geschichte mit dem Tes­sin beginnt Mitte der 1970er Jahre. Der Teen­ager in der DDR, der ich damals war, ent­deckte in der frü­hen Prosa von Her­mann Hesse, UNTERM RAD bei­spiels­weise, einen anar­chis­ti­schen Geist, der sich gegen auto­ri­täre Sys­teme wie Schule und Arbeits­welt auflehnte.

Im sozia­lis­ti­schen Schul­we­sen jener Jahre wur­den Schü­ler bereits in der Grund­schule soge­nann­ten Bri­ga­den zuge­teilt, um den in den fol­gen­den Jah­ren auf sie zukom­men­den Drill recht­zei­tig zu ver­in­ner­li­chen. Die unver­söhn­li­che Hesse-Lek­türe bot ein Gegen­gift zum Brigadenregime.

Zwar wurde der Autor in die­ser Zeit bei uns im Osten wenig publi­ziert, aber die Biblio­thek mei­nes Gross­va­ters hatte den Krieg (der den Gross­va­ter geholt hatte) und den Kom­mu­nis­mus unver­sehrt über­stan­den. In einem der Bücher darin fiel mir eine Foto­gra­fie mit Hesse in die Hände, die mir als Inbe­griff für die Unab­hän­gig­keit des Künst­lers in einer Welt von Abhän­gig­kei­ten erschien: der Dich­ter im Gar­ten von Mon­ta­gnola über dem Luga­ner See, die Berge im Hin­ter­grund. Andere mögen diese Pose als Kitsch abtun. Für den Teen­ager hin­ter dem Eiser­nen Vor­hang wirkte das Foto wie das ermu­ti­gende Sym­bol aus einer freie­ren und zudem irgend­wie phan­tas­ti­schen Welt.

Obwohl mein Inter­esse an Hesse längst nach­ge­las­sen hatte, machte ich bereits auf der ers­ten Feri­en­reise gen Süden einen Zwi­schen­stopp in Mon­ta­gnola. Natur­ge­mäss konnte diese (für Deut­sche ver­mut­lich obli­ga­to­ri­sche) Ita­li­en­reise erst nach dem Fall der Ber­li­ner Mauer statt­fin­den. Das Bri­ga­den­sys­tem der DDR hatte end­gül­tig aus­ge­dient. Ich war jung genug, um noch ein­mal neu anzu­fan­gen. Der Blick über den Luga­ner See schien den Teenage Dream von einst zu bestä­ti­gen. Die Phan­tas­tik der Land­schaft, die Frei­heit eines Künst­ler­da­seins. Auf dem nahe­ge­le­ge­nen Kirch­hof von Gen­ti­lino besuchte ich Hes­ses Grab und fand dort zufäl­lig auch das von Bruno Wal­ter, dem Jahr­hun­dert­di­ri­gen­ten, und von Emmy Hen­nings und Hugo Ball, den Mit­be­grün­dern von Dada.

Die­ser erste Auf­ent­halt im Tes­sin, erfüllt von idea­lis­ti­schen Phan­ta­sien, wie sie unter Besu­chern häu­fig auf­zu­tre­ten schei­nen, war zugleich von einem selt­sa­men, an sich absur­den Gedan­ken beglei­tet. Nach­dem die unge­liebte DDR-Hei­mat gerade unter­ge­gan­gen war und wäh­rend sich ein neues Deutsch­land for­mierte, in dem es augen­schein­lich Deut­sche ers­ter und zwei­ter Klasse geben würde, schien die Land­schaft rund um die Seen jen­seits der Alpen eine Gegen­welt zu bie­ten, in der ich mir vor­stel­len konnte zu leben. Da zu sein.

Unge­fähr zur sel­ben Zeit, da ich Hesse ent­deckt hatte, ver­folgte ich in einer Thü­rin­ger Klein­stadt an der Grenze zu Hes­sen im »schwar­zen Kanal« das Köl­ner Kon­zert. Nicht Keith Jar­rett, son­dern Bier­mann. Der Reiz der Sech­zi­ger, in denen das West­fern­se­hen noch rich­tig ver­bo­ten war, wich all­mäh­lich einer all­abend­li­chen TV-Pra­xis. Doch dies­mal ver­sprach es wie­der auf­re­gend zu wer­den. Es war nicht unbe­dingt ein musi­ka­li­sches Ereig­nis. Es war eigent­lich nicht ein­mal wirk­lich ein Kon­zert. Der Mann auf der Bühne redete und stritt sich zwi­schen den trot­zig hin­ge­k­lampf­ten Songs aus­gie­big mit dem Publi­kum über Sachen, die hier tabu waren: Mao, den Pra­ger Früh­ling, den 17. Juni 1953.

Irgend­wann pas­sierte es. Der Sän­ger zitierte Höl­der­lin, Hälfte des Lebens. Nach den viel­leicht ein­ein­halb Minu­ten, die er dar­auf ver­wen­dete, die vier­zehn Zei­len in sei­nem sen­ti­men­ta­len Knö­del-Stil vor­zu­tra­gen, war für mich nichts mehr so wie zuvor. »Die Mau­ern ste­hen sprach­los und kalt«, hatte er gesagt, »im Winde klir­ren die Fahnen«.

Wahr­haf­tig, die Mau­ern stan­den sprach­los und kalt. War das die Hälfte des Lebens? Und was würde die andere Hälfte brin­gen? Was immer ich spä­ter zu sagen oder auch nur zu beden­ken hatte, ganz gleich in wel­cher Situa­tion, in wel­cher Spra­che, diese Fra­gen waren stets dabei.
Noch am sel­ben Abend suchte ich in der schon erwähn­ten Biblio­thek mei­nes Groß­va­ters nach dem Höl­der­lin-Band. Ich las Hype­rion, um den es in dem Köl­ner Kon­zert ja gegan­gen war, las »So kam ich unter die Deut­schen« und darin den Satz über den Sta­tus der Dich­ter, die wie »Fremd­linge im eige­nen Hause« lebten.

Das eigene Haus befand sich in jenem Novem­ber 1976 am ver­härm­ten Ende des schwar­zen Kanals. Hype­rion und Bier­mann hat­ten Ihr eige­nes Haus – wenn auch unfrei­wil­lig – ver­las­sen. Für mich gab es vor­läu­fig nur seine kal­ten sprach­lo­sen Mau­ern und die klir­ren­den Fah­nen auf dem Dach. Ich schrieb Verse und arbei­tete mich durch mei­nes Groß­va­ters Biblio­thek, von Hans Domi­nik zu Tho­mas Mann und Gott­fried Benn. Meine per­sön­li­che Alter­na­tive zu DDR-Deutsch­land. Die andere Hälfte des Lebens. Ein ein­sa­mes Gegen­glück in einer vor­erst behörd­lich ver­nach­läs­sig­ten Nische des real­exis­tie­ren­den Sozialismus.

Die Nische aus Büchern bot, was die DDR vor­ent­hielt: eine Hei­mat. Ein Deutsch­land, das frei, auf­re­gend, tra­gisch und manch­mal sogar komisch war. So kam es, dass mich die Biblio­thek mei­nes Groß­va­ters unter Deut­sche brachte, in deren Gesell­schaft ich mir weni­ger fremd vor­kam als zum Bei­spiel in der Schule. Ver­traut machte unter ande­ren mit Jakob Fabian und Tonio Krö­ger, mit der Droste und dem Gerstä­cker, Zara­thus­tra und Kara Ben Nemsi. Und je häu­fi­ger ich Mar­mor­klip­pen betrat oder mit dem Kna­ben durchs Moor irrte, in den Schluch­ten des Bal­kans, auf den Stra­ßen von Döblins Kopf­ber­lin, umso mehr ersetzte diese Land­schaft dich­te­ri­scher Erfin­dung die Rea­li­tät des Sozia­lis­mus. Am Ende war die DDR eine schale Legende, des Groß­va­ters Biblio­thek hin­ge­gen, berei­chert um die im Land ver­bo­te­nen Zugänge, die ich unter der Hand in Anti­qua­ria­ten erstan­den hatte, die ein­zig über­zeu­gende Wirklichkeit.
Dann fie­len die sprach­lo­sen Mau­ern. Nach Jah­ren gerech­net etwa in der Hälfte mei­nes bis­he­ri­gen Lebens. Der Engel der Geschichte brauchte nur zu zwin­kern, und schon war es um die DDR-Fik­tion gesche­hen. Doch ver­lo­ren auch die Wirk­lich­keit der ver­bo­te­nen Bücher und die darin ver­spro­chene Hei­mat an Über­zeu­gungs­kraft, seit­dem die ganze Pracht von Sig­mund Freud bis zum Tibe­ta­ni­schen Toten­buch in Laden­re­ga­len feil­ge­bo­ten wur­den. Seit­dem das Ver­bo­tene nicht mehr ver­bo­ten war, wurde es fremd. Ding­lich. Kalt und sprach­los. Eine all­ge­mein offen­bar nicht beson­ders begehrte Ware.

Ich kann nur für mich spre­chen. Die eigent­li­che Ent­de­ckung war der sich mäch­tig öff­nende Raum hin­ter den Läden und ihren Hütern. Die neue Wirk­lich­keit des gemein­sa­men Deutsch­lands war chao­ti­scher und hand­fes­ter, has­ti­ger und zunächst berau­schen­der nicht nur als die blei­che DDR, son­dern auch als das Zuhause in der groß­vä­ter­li­chen Biblio­thek. Hat­ten bereits die Bücher zum Rei­sen ein­ge­la­den, so führ­ten jetzt geo­gra­fi­sche Wege sowie jene der Sinne und des Erken­nens bald weit über alle bis­lang vor­stell­ba­ren Gren­zen hinaus.
Zuge­ge­ben, der Zau­ber, den der Wes­ten durch den schwar­zen Kanal aus­ge­sandt hatte und der in den Anfän­gen nach 1990 fort­wirkte, konnte nicht ewig hal­ten, was er ver­sprach. Nach ein paar Jah­ren ver­ließ ich Deutsch­land, um, wie sich erst viel spä­ter zei­gen sollte, nie wie­der zurück­zu­keh­ren. Einen Kein­hei­mi­schen nannte sich die Haupt­fi­gur Robert mei­nes ers­ten Romans, im elf­ten Jahr der zwei­ten Hälfte mei­nes Lebens. Damals ver­trat Robert in die­ser Sache meine Meinung.

Doch war das eine pole­mi­sche Mei­nung. In Wahr­heit folgte mir die Hei­mat, kör­per­los wie ein Schat­ten. Sie blieb nicht die ursprüng­li­che Idee Hype­ri­ons oder die aus der Biblio­thek des Groß­va­ters. Sie ord­nete sich viel­mehr ein in einen wider­sprüch­li­chen Kata­log von Ideen, die andere Men­schen von den Deut­schen und die­ser Nation hat­ten und denen ich nun, da ich unter die Ande­ren gegan­gen war, nicht mehr aus­wei­chen konnte. Meine Hei­mat-Idee wurde skep­ti­scher, beschei­de­ner. Nur an Schwere ver­lor sie nie.

Drau­ßen hatte ich zu ler­nen, wie selt­sam es ist, ein Deut­scher zu sein. Als ich etwa im Hör­saal einer sowje­ti­schen Uni­ver­si­tät vor die Kom­mis­sion trat, die meine Abschluss­prü­fung in Quan­ten­che­mie zu beur­tei­len hatte, gab mir eine Pro­fes­so­rin, deren Bluse mit meh­re­ren Orden der Roten Armee deko­riert war, die Bot­schaft an meine Lands­leute mit auf den Heim­weg, wir soll­ten nie ver­ges­sen, dass die Sowjet­union unbe­sieg­bar sei. Die Stadt, in der ich fünf Jahre lang stu­diert hatte, war einst von der Genera­tion mei­ner Groß­vä­ter besetzt und zer­stört wor­den. Sie liegt nur zwei Auto­stun­den von Char­kiw entfernt.

Zehn Jahre spä­ter, soeben als Direk­tor des Thea­ters Basel desi­gniert, löste ich das klas­si­sche Bal­lett zuguns­ten eines moder­nen Tanz­thea­ters auf. Die Bal­lett­freunde in der Schweiz gin­gen aus Pro­test auf die Straße. Und da das Bal­lett an Mon­ta­gen sei­nen freien Tag hatte, wur­den die Demos mon­tags abge­hal­ten und Mon­tag­de­mos genannt. Ich sah den Deut­schen von nun an mit zwei Gesich­tern: das aus hel­ve­ti­scher Sicht Groß­maul aus dem Nor­den und den ver­un­si­cher­ten Ossi, der dem Groß­maul schon nach 1989 zu Hause begeg­net war. Hier, im Spie­gel am Ober­rhein, hatte ich selbst beide Gesichter.

Zehn wei­tere Jahre dar­auf setzte mir ein ira­ni­scher Geschäfts­mann wäh­rend einer hit­ze­ge­trüb­ten Fahrt durch die emi­ra­ti­sche Wüste in sei­nem Bra­bus aus­ein­an­der, warum der deut­sche Pass bei den Behör­den sei­nes Lan­des so viel höher im Kurs stehe als irgend­ein ande­rer west­li­cher Aus­weis: schließ­lich hät­ten sich meine Vor­fah­ren nach bes­ten Kräf­ten um die Abschaf­fung der Juden bemüht.

Die Nach­barn in Nah und Fern, im Tes­sin oder in Sin­ga­pur, haben jeder seine eigene Idee von die­ser Nation. Man­che die­ser Ideen sind unan­ge­nehm oder gefähr­lich, aber jede schärft die Sinne für die eigene Her­kunft. Je län­ger ich aus Deutsch­land weg bin, umso mehr sehe ich die­ses erfolg­rei­che, in sich gekehrte Land mit den Augen der Ande­ren. Noch ein paar Jahre, und die Hälfte der Deut­schen wird die Zeit der Tei­lung nur aus zwei­ter Hand ken­nen. Noch ein paar Jahr­zehnte, und nie­mand wird mehr dabei gewe­sen sein bei jenem miss­ra­te­nen Expe­ri­ment eines Arbei­ter-und-Bau­ern-Staa­tes auf deut­schem Boden. Obgleich die Geschichte ver­blasst, geht sie wei­ter. Wie sonst las­sen sich die aktu­el­len Ereig­nisse in Ost­eu­ropa begrei­fen. – Es gibt wie­der Fron­ten, die mar­schie­ren. Und der des­po­ti­sche Klang, der die erste Hälfte mei­nes Lebens beglei­tet hat, ist zurück: das Klir­ren der Fahnen.

 

Mont­e­ggio, Mai 2022

***

»Von Hei­mat zu Hei­mat – eine lite­ra­ri­sche Spu­ren­su­che« ist eine Reihe des Thü­rin­ger Lite­ra­tur­ra­tes e.V. mit freund­li­cher Unter­stüt­zung der Kul­tur­stif­tung des Frei­staats Thüringen.

Diesen Artikel teilen:

Literaturland Thüringen‹ ist eine gemeinsame Initiative von
Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen · Thüringer Literaturrat e. V. · MDR-Figaro · MDR Thüringen – Das Radio

Gestaltung und Umsetzung XPDT : Marken & Kommunikation © 2011-2025 [XPDT.DE]
© Thüringer Literaturrat e.V. [http://www.thueringer-literaturrat.de]

URL dieser Seite: [https://www.literaturland-thueringen.de/artikel/michael-schindhelm-keinheimisch/]