Person
Christian Friedrich Hunold (Menantes)
Ort
Thema
Schriftsteller der Frühen Neuzeit
Jens-Fietje Dwars
Die Exkursion entstand im Rahmen eines Projektes der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V.
Die Menantes-Gedenkstätte befindet sich in einem einstigen Wirtschaftsgebäude und besteht aus zwei Räumen. Der erste Raum erzählt das Leben des Christian Friedrich Hunold, der 1680 in Wandersleben als Sohn eines Mühlenpächters geboren wurde. Vater und Mutter starben früh, doch erhielt der Junge eine gediegene Ausbildung an den Gymnasien in Arnstadt und Weißenfels dank seines beträchtlichen Erbes, das er allerdings als Jurastudent in Jena schnell verbrauchte. Er floh 1700 vor seinen Schuldnern nach Hamburg und schrieb unter dem Namen Menantes je vier Romane und Gedichtbände, zwei Opern und ein Oratorium, die von Reinhard Keiser komponiert werden, sowie mehrere Anleitungen zum Briefeschreiben, die ihn zu einem der meistgelesenen Autoren seiner Zeit machten. Menantes galt als das Muster eines »galanten Dichters«, der nach französischem Vorbild von amourösen Abenteuern des Adels zur Unterhaltung des bürgerlichen Lesepublikums erzählte, aber auch in die Regeln des Erfolgs durch »höfliche« Konversation einweihte.
Sein »Satyrischer Roman« (1706), der die Affären gutbetuchter Hanseaten mit einer Operndiva verriet, wurde ein Skandal. Menantes floh nach Wandersleben, übersetzte Fabeln aus dem Französischen und gab die Poetik seines Freundes Erdmann Neumeister heraus. 1708 zog er nach Halle, wurde Privatdozent für Redekunst, schrieb Kantaten für Bach und starb 1721 an Tuberkulose.
Der zweite Raum verortet das Werk des Menantes in seiner Zeit: der des Übergangs von barocker Überfülle zur Aske der Aufklärung.
Wer den Pfarrhof verlässt, sieht auf dem Weg zur Kirche einen Sandstein-Obelisken: das Menantes-Denkmal, mit dessen Einweihung 2003 die Wiederentdeckung des Dichters begann. Auf dem Stein stehen seine reifsten Verse, die Bach in der Kantate »Von der Genügsamkeit« (BWV 204) vertont hat:
Meine Seele sei vergnügt,
Wie es Gott auch immer fügt,
Diese Weltmeer zu ergründen,
ist Gefahr und Eitelkeit,
in sich selber muss man finden
Perlen der Zufriedenheit.
Seit 2006 verleiht der Menantes-Förderkreis der Kirchgemeinde Wandersleben zusammen mit dem Palmbaum e.V. alle zwei Jahre einen »Menantes-Preis für erotische Dichtung«. Die bisherigen Preisträger waren Ralph Grüneberger (Leipzig), Hans van Ooyen (Recklinghausen), Peter Kastner (Esslingen), Ursula Schütt (Dietzhausen) und Uwe Kolbe (Hamburg). Die Beiträge der Finalisten erscheinen in der Zeitschrift »Palmbaum« (www.palmbaum.org) , Anthologien mit den besten 33 Beiträgen im quartus-Verlag (www.quartus-verlag.de).
Der Autor hat die Menantes-Gedenkstätte konzipiert und mit Bernd Adam gestaltet.
Weiterführende Literatur und Links:
Abb. 1, 2, 4, 5: Fotos: Jens-Fietje Dwars / Abb. 3: Kupferstich, 1731.
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