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Von Goethes Tod bis zur Novemberrevolution
Mirijam Habel
Thüringer Literaturrat e.V.
Unmittelbar nach ihrer Ankunft im Hotel, offensichtlich rasch erholt, machen sich Kafka und Brod auf einen längeren Fußweg zu den Weimarer Badeanstalten, die jeweils an einem anderen Ende der Stadt gelegen sind. Freibad am Kirschberg. Schwanensee. Auch wenn weder Brod noch Kafka es erwähnen, läßt sich bei Kafkas Affinität zum Luftbaden nicht ausschließen, daß die Freunde während ihres Weimar-Aufenthaltes auch die Bachschen Freiluft-Badeanstalten in der Bessel-Straße (heute Bodelschwingh-Straße) besuchten.
Max Brod schreibt in seiner »Reise mit Franz Kafka nach Weimar«: Übrigens wollen sie nicht etwa Weimar studieren, sondern sie leben da wie in einer Sommerfrische, baden täglich im Stadtteich, essen abends in einem Restaurant auf dem Hauptplatze viele Schalen guter Erdbeeren, wollen sich vor allem erholen.
Westlich vom heutigen Schwanseebad gelegen befanden sich 1912 zwei Teiche – eine Badeanstalt für Frauen und eine für Männer. 1852 hatte der Weimarer Bade- und Schwimmverein die sogenannte kleine Schwanseewiese angekauft und eine Bade- und Schwimmanstalt eröffnet, die bis 1927 existierte. Der von Kafka erwähnte Schwanensee, der nur für wenige Jahre existierte, wurde nicht als Badeanstalt genutzt. 1928 wurde auf diesem Arreal das Schwanseebad eröffnet.
Neben diesem existierte das am Kirschberg gelegene Ilmbad. Nicht auszuschließen ist, daß Kafkas Leidenschaft für das Luftbaden die Freunde auch in Bachs Freiluftbadeanstalt führte, die sich im hinteren Teil der Besselstraße, heute Bodelschwingstraße, befand.
Montag 1 Juli (1912). Gartenhaus am Stern. Im Gras davor gezeichnet. Den Vers auf dem Ruhesitz auswendig gelernt. Kofferbett. Schlaf. Papagei im Hof, der Grete ruft. Nutzlos in die Erfurter Allee gegangen, wo sie nähn lernt. Baden.
Mittwoch 3 Juli (1912). […] – Bad. Ernste, ruhige Ringkämpfe der Kinder. – Großherzogliche Bibliothek am Nachmittag.
Donnerstag 4 Juli (1912). […] – Bad – Nachmittag nicht geschlafen, um das unsichere Wetter nicht aus den Augen zu lassen. Sie kam nicht zum Rendezvous. – Treffe Max angekleidet im Bett. Beide unglücklich.
Abb. 1, 3, 4, 5: Stadtarchiv Weimar. Mit freundlicher Genehmigung des Stadtarchivs Weimar. / Abb. 2: Ansichtskarte, um 1921.
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