Johann Wolfgang Goethe – »Schicksal und Anteil«

Personen

Johann Wolfgang von Goethe

Christoph Schmitz-Scholemann

Ort

Weimar

Thema

Jede Woche ein Gedicht

Autor

Johann Wolfgang Goethe

Johann Wolfgang Goethe, aus: Hermann und Dorothea, 1. Kap., Kalliope, Sämtliche Werke , Bd 3, Zürich/München 1977.

 

Die Audio­fas­sung liest Chris­toph Schmitz-Scholemann.

 

Hab ich den Markt und die Stra­ßen doch nie so ein­sam gesehen!
Ist doch die Stadt wie gekehrt! wie aus­ge­stor­ben! Nicht funfzig,
Deucht mir, blie­ben zurück von allen unsern Bewohnern.
Was die Neu­gier nicht tut! So rennt und läuft nun ein jeder,
Um den trau­ri­gen Zug der armen Ver­trieb­nen zu sehen.
Bis zum Damm­weg, wel­chen sie ziehn, ist’s immer ein Stündchen,
Und da läuft man hinab, im hei­ßen Staube des Mittags.
Möcht ich mich doch nicht rüh­ren vom Platz, um zu sehen das Elend
Guter flie­hen­der Men­schen, die nun, mit geret­te­ter Habe,
Lei­der das über­rhei­ni­sche Land, das schöne, verlassend,
Zu uns her­über­kom­men und durch den glück­li­chen Winkel
Die­ses frucht­ba­ren Tals und sei­ner Krüm­mun­gen wandern.
Treff­lich hast du gehan­delt, o Frau, daß du milde den Sohn fort
Schick­test, mit altem Lin­nen und etwas Essen und Trinken,
Um es den Armen zu spen­den; denn Geben ist Sache des Reichen.

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