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Thüringen im Nationalsozialismus
Wulf Kirsten
Thüringer Literaturrat e.V. / Erstdruck: Weimar Kultur Journal Nr. 8/1997
Als ich 1996 einige Monate als Stipendiat der Calwer Hermann-Hesse-Stiftung in Calw, Hesses Geburtsstadt, lebte, entdeckte ich im Hermann-Hesse-Museum den eher beiläufigen Hinweis auf verschiedene Lesereisen, von denen zwei auch nach Weimar geführt haben sollen. Die Hesse-Literatur schweigt sich darüber aus. Es sei denn, mir wäre eine Lebenschronik entgangen, in der jeder Tag vermerkt ist. Also fragte ich bei Heiner Hesse an, den ich anlässlich seines Weimarbesuches durchs Goethe-Haus führte. Dank seiner Hilfe blieb zeitaufwendige Sucharbeit erspart. Er ließ es mich wissen:
Mein Vater las in Weimar am 30. Oktober 1912 und am 21. Januar 1914 in der Literarischen Gesellschaft. In „Deutschland“ Nr. 302 vom 01.11.1912 findet sich eine Besprechung der ersteren und in Nr. 23 vom 23.01.1914 von der zweiten Lesung. Beide voller Sympathie.
Die Besprechungen werden hier ungekürzt ans Licht gebracht, zeigen sie doch noch im Punktuellen ein Stück Kulturgeschichte. Beiträge dieser Art pflegten zu dieser Zeit nicht gezeichnet zu werden. Müßig zu fragen, wer sie verfasst haben mag. In den gedruckten Briefen findet sich keine Äußerung, die auf die beiden frühen Weimarbesuche Bezug nimmt. Auch in den zahlreichen Lebensdarstellungen in Wort und Bild sucht man vergeblich nach Hinweisen. In Hesses Biographie sind diese Besuche als beiläufige Ereignisse zu sehen, die weder zu einem Gedicht noch zu einem Feuilleton anregten. Mit großer Wahrscheinlichkeit suchte er den seit 1910 in Weimar firmierenden Verleger Gustav Kiepenheuer (1880–1949) auf. Zumindest legen dies zwei Veröffentlichungen nahe, die im Jahre 1913, zwischen den beiden Leseterminen, in dessen jungem Verlag erschienen sind. Es handelt sich dabei um zwei der vielen Bücher, die Hesse in rascher Folge herausgab: Sowohl die Anthologie »Der Zauberbrunnen. Die Lieder der deutschen Romantik« als auch Justinus Kerners bis heute vielfach nachgedruckte »Reiseschatten«, beide mit Begleittexten des Editors versehen, bezeugen Hesses Affinität zur Welt der Romantik.
Abb.: Stadtarchiv Weimar
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