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Holger Uske
Alle Rechte beim Autor. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Holger Uske
Geschichten aus einer Zauberwelt
Gleich zwei neue Kinderbücher legt die Zella-Mehliser Autorin Heike F. M. Neumann vor. Die Froschprinzessin führt in eine märchenhafte Welt, die gleich „jenseits der Mauer des Zoos“ beginnt, in das „Königreich der liebenswerten Smaragdfrösche“. Dahin flieht ein kleines Krokodil, weil alle vor ihm Angst haben. Dabei ist es gar nicht böse! Die etwas vorwitzige Froschprinzessin scheint das zu bemerken. Das ist der Stoff, in den Kinder einsteigen können: Abenteuer erleben. Und unter der Hand Klischees ad absurdum führen. Im Buch gelingt das mit Begegnungen, zu denen Sabine Riemenschneider treffliche Bilder fand. Wer ist groß, wer klein? Und warum fürchten sich so viele – wovor eigentlich? Ganz nebenbei bringt das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Lebenswelten auch eine Portion Humor hervor, wenn z.B. die Froschprinzessin ihren neuen Krokodilfreund beim Verzehr gegrillter Fliegen die Frage stellt: „Schmeckts dir etwa nicht?“ So kann man unterschiedliche Lebenswelten veranschaulichen. Nach manchen Irrungen und Wirrungen steht dann natürlich eine Hochzeit an. Wer wohl der Auserwählte sein wird? Derjenige, der sich einsetzt für das, was er liebt. So einfach. So märchenhaft. So wichtig fürs Leben.
Die Suche nach der blauen Blume richtet sich an ältere Kinder. Die Autorin nennt 8 bis 9 Jahre als Zielalter. Der Band vereint vier Geschichten, von denen der Titeltext mit 33 Seiten der weitaus längste ist. In seinem Mittelpunkt steht der Färberwaid, der die Stadt Erfurt einst reich machte. Neumann erzählt eine mit Märchenelementen gespickte Geschichte, die klar in Gut und Böse trennt und geschickt Spannungsbögen spannt. Die Vielzahl der Personen und angerissenen Situationen mag die Leser herausfordern. Anregungen, sich der Geschichte des Färberwaids zuzuwenden, bietet sie allemal. In Die Königin der Bienen fragt Neumann in kindgerechter Weise, was ohne Bienen geschehen würde. Hier gelingt es ihr, Folgen des unbedachten Umgangs mit der Natur deutlich zu machen. In Goldmarie verlegt sie den Handlungsort kurzerhand ins Schwarzburgische und macht eine Geschichte um den dortigen Bergbau daraus. Goldmarie wird nach einer rechten Rumpelstilziade schließlich zu einer Wasserfee, die Gold gibt. So kommen neue Lesarten alter Legenden zustande.
In dem eher als Erzählung angelegten Text Vom Glasmännchen bringt Heike Neumann eigene Kindheitserlebnisse ein. Die im Thüringer Süden angesiedelte Glasfertigung gerät hier in den Mittelpunkt, alte Wanderglashütten, deren Spuren bis heute zu finden sind. Ob 8- bis 9‑Jährige allerdings mit all den benutzten Begriffen etwas anfangen können? Aber auch Schüler dieses Alters beherrschen gewiss schon die Suchfunktionen auf ihrem Handy. Und der versöhnlich in die Gegenwart reichende Schluss der Erzählung führt die Leser vielleicht dazu, mit einem Blinzeln im Blick künftig auch Anderswelten gleich nebenan als möglich anzusehen. Dieses Buch hat das Zeug, zur Lektüre für mehrere Altersklassen zu werden. Erste Lesungen bezeugen das Interesse, sich Thüringer Themen auf kindgerechte Weise zu nähern. Die Autorin leistet dazu mit ihren sprachlich klar und sachlich verfassten neuen Werken einen wichtigen Beitrag. Es ist an uns, solcher Literatur wieder einen größeren Raum zu geben.
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