Der Spaziergang – Auf Schillers Spuren in Jena
4 : Am Gasthaus »Zur Distelschänke«

Person

Friedrich von Schiller

Ort

Jena

Thema

Literarisches Thüringen um 1800

Autor

Wolfgang Haak

Thüringer Literaturrat e.V.

Aber wer raubt mir auf ein­mal den lieb­li­chen Anblick? Ein frem­der
Geist ver­brei­tet sich schnell über die frem­dere Flur!
Spröde son­dert sich ab, was kaum noch lie­bend sich mischte,
Und das Glei­che nur ists, was an das Glei­che sich reiht.
Stände seh ich gebil­det, der Pap­peln stolze Geschlech­ter
Ziehn in geord­ne­tem Pomp vor­nehm und präch­tig daher.
Regel wird alles, und alles wird Wahl und alles Bedeu­tung,
Die­ses Die­ner­ge­folg mel­det den Herr­scher mir an.
Pran­gend ver­kün­di­gen ihn von fern die beleuch­te­ten Kup­peln,
Aus dem fel­sig­ten Kern hebt sich die tür­mende Stadt.
(Der Spa­zier­gang, Auszug)

Wil­helm von Hum­boldt war auf dem Jen­zig am 11. Juli 1794. Über das Gedicht »Der Spa­zier­gang« sagte er zu Schil­ler: Wohin man sich wen­det, wird man durch den Geist über­rascht, der in die­sem Stü­cke herrscht, aber vor­züg­lich stark wirkt das Leben, das dies unbe­greif­lich schön orga­ni­sierte Ganze beseelt. Ich gestehe offen­her­zig, dass unter allen Ihren Gedich­ten, ohne Aus­nahme, dies mich am meis­ten anzieht, und mein Inne­res am leben­digs­ten und höchs­ten bewegt. Es stellt die unver­än­der­li­che Streb­sam­keit der Men­schen, der siche­ren Unver­än­der­lich­keit der Natur zur Seite, führt auf den wah­ren Gesichts­punkt, beide zu über­se­hen, und ver­knüpft somit alles Höchste, was der Mensch zu den­ken ver­mag. Den gan­zen gro­ßen Inhalt der Welt­ge­schichte, die Summe und den Gang alles mensch­li­chen Begin­nens, seine Erfolge, seine Gesetze und sein letz­tes Ziel, Alles umschließt es in weni­gen, leicht zu über­se­hen­den, und doch so wah­ren und erschöp­fen­den Bil­dern. Fast in kei­nem Ihrer übri­gen Gedichte sind Stoff und Form so mit ein­an­der amal­ga­mirt, erscheint Alles so durch­aus als das freie Werk der Phantasie.

 Der Spaziergang – Auf Schillers Spuren in Jena:

  1. Blick zum Jenzig vom Ufer der Saale
  2. Über die Camsdorfer Brücke – auch eines der Sieben Wunder Jenas
  3. An der Schillerkirche »Unserer Lieben Frau«
  4. Am Gasthaus »Zur Distelschänke«
  5. Am Beginn des Zick-Zack-Weges
  6. Den Jenzig-Waldweg entlang
  7. »Nie kehrst du wieder goldene Zeit« - Bank zum Verweilen
  8. Jenzig-Gipfel mit Blick ins Saaletal und auf Jena
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