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Literarisches Thüringen um 1800
Ulrich Kaufmann
Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Über die Familie Frommann sind wir durch viele Quellen gut unterrichtet. Genannt seien die Erinnerungen der eingangs zitierten, in Jena geborenen Malerin Luise Seidler, die bei den Frommanns ein und ausging, vor allem durch ein Buch des Sohnes. Von Friedrich Johannes Frommann (1797–1886), der die Arbeit seines Vaters in Jena fortsetzte, erschien 1870 im hauseigenen Verlag der Band »Das Frommannsche Haus und seine Freunde«, welches 1927 unter dem Titel »Freundliches Begegnen«, herausgegeben von G. H. Walches, erneut aufgelegt wurde.
Die Tagesordnung in diesem Haus war: früh 7 Uhr Kaffee (mit manchen Surrogaten während der Continentalsperre), worauf alles an seine Arbeit ging. Um 10 Uhr kam der Vater aus dem Comptoir zum zweiten Frühstück, das aus Butterbrot und solange möglich aus Obst bestand. Dann arbeitete er bis 1 Uhr, die Mutter gab uns Unterricht, um 12 Uhr meist Zeichenstunde… Punkt 1 Uhr wurde gegessen. Um 3 Uhr ging der Vater wieder aufs Comptoir. Um 5 Uhr war Theestunde. Wie es meine Mutter möglich machte, uns im Lesen, Schreiben, Rechnen, Zeichnen, später des Französischen und Englischen zu unterrichte, für sich und die ganze Familie fast alle Wäsche, die weiblichen Kleidungstücke und Hauben zu nähen, die Küche und alle anderen häuslichen Geschäfte anzuordnen und zu überwachen, in denen allen sie Meisterin war, das wird sich am besten aus ihrer Beilage abgedruckten Zuschrift an eine junge Frau ergeben.
Die Seele des Frommannschen Hauses − man ahnt es nach den Aussagen des Sohnes − war die musisch vielfach begabte Ehefrau des Verlegers Johanna Charlotte Frommann (1765–1830), die durch ihren Charme, eine hohe Bildung und eine ausgeprägte Gesprächskultur von allen Gästen geschätzt wurde.
…meine Mutter aber wußte ohne die Gaben und das Verlangen, die Unterhaltung zu beherrschen, durch die Art, wie sie frug und zuhörte, die Männer zum Sprechen zu reizen, verstand es auch, wenn ein Streit zu lebhaft werden sollte, der Sache eine andere Wendung zu geben. Streng gegen sich selbst, war sie mild und nachsichtig gegen andere; in ihrer Selbstlosigkeit lag das Geheimnis ihre Macht über ihre Umgebung.
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