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Peter Drescher
Erstdruck in: Palmbaum 2-2019.
Peter Drescher
Sprachmächtiges Debüt
Lang ist’s her. Vor rund zwanzig Jahren bin ich der beschwingt freundlichen und gebildeten »jungen Autorin« ab und an begegnet und war mir sicher, dass sie damals schon von einem Buch aus ihrer Feder träumte. So schnell ist dieser Wunsch in der Regel nicht erfüllbar. Aber nun, ein Vierteljahrhundert später, halte ich es in Händen, Der lächelnde Hund, herausgegeben von der Literarischen Gesellschaft e.V. in der Reihe Edition Muschelkalk.
Es sind außerordentlich fein gearbeitete Erzählungen der studierten Geisteswissenschaftlerin. Schon die allerersten Seiten (Das grüne Leuchten) faszinieren mich regelrecht durch sprachliche Präzession, durch eine mir nahegehende Bildsprache, die mich nicht nur an meinen einzigen Besuch an der Nordsee denken lässt, bei dem ich voller Erstaunen das bis dato nie gesehene Naturschauspiel von Ebbe und Flut bewundert habe, nein, ich fühle mich auch der Heldin, die von »aktueller Unpässlichkeit«geschlagen ist, verbunden.
Was wohnt den nicht immer leicht gefälligen Geschichten, die nicht frei von Groteskem sind, inne? Träume, Sehnsüchte, Unausgefülltsein, Daseinsschmerz, verborgene Ängste? Mal mehr, mal weniger. Gewiss sind sie manchmal »nur« Gesichte, Wunderlichkeiten eines Fahndenden, Furchtsamen.
Sehr beeindruckend Schwärme, wo Seniorenheimalltag abseits flacher Schilderungen sehr tief eingefangen ist, wo der junge Pfleger auch bei aller Härte des Dienstes nicht die Contenance verliert, Liebling der alten Leute ist.
Eindringlich auch die titelgebende Erzählung Der lächelnde Hund. Sie zeigt einen geplagten Menschen, seine Liebe zum Tier, das nach tragischem Zwischenfall die Protagonistin mitnimmt hinaus, hinaus.
Allesamt ungewöhnliche Geschichten. Belagernde Bienen, Ausgeliefertsein auf dem Jägerhochstand, mysteriös herumgeisternde Gestalten, ein Vater, der das Neue nicht annimmt und am Neuen kaputt geht … Die Autorin erfasst diese Dinge in bewunderungswürdiger Sprachmächtigkeit. Die Lust an der Fabulierfreude und hohes sprachliches Niveau blitzen durchgehend auf. Schöne Sätze tauchen auf wie: »Der Kakaobecher war abgestürzt und in einer Lache verendet.« »Eine Ohrfeige glühte auf seinem Gesicht.« »Wörter und Buchstaben begannen, wie Insekten über das Papier zu laufen.«
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