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Jens Kirsten
Thüringer Literaturrat e.V.
Man kann Gedenktafeln als Heldenverehrung begreifen. Mag sein, dass das manchem zu pathetisch erscheint. Die Stadt Weimar räumt auf ihrer Website ein, dass es in Weimar eine kaum überschaubare Zahl von Gedenktafeln gibt. In einer Liste ohne Anspruch auf Vollständigkeit werden die wichtigsten aufgeführt.
Im Lesen und Gegenlesen der Weimar-Texte, die weit zahlreicher sind, als es je Gedenktafeln geben wird, zeigt sich, dass die Autorinnen und Autoren, die über Weimar schrieben, trotz und bei aller Heldenverehrung (nach Goethe), diesen in Weimar langanhaltenden Zustand der Verehrung nur durch Ironisierung und die Beschreibung des Menschlichen, meist Allzumenschlichen, zu ertragen vermochten. Wie etwa Lily Braun, die sich von der höfischen Gesellschaft gleichsam erdrückt fühlte oder Gabriele Reuter, die in ihren Erinnerungen »Vom Kinden zum Menschen. Die Geschichte meiner Jugend« (1921) und der darin enthaltenen Betrachtung über »Ibsen in Weimar« ein literarisches Glanzstück vorlegte.
Wer sich auf diese Hinweise einlässt, wird auf die vielfältigen, vor allem literarischen Bezüge der Stadt zu ihrer Geschichte aufmerkam gemacht und erhält kleine Denkanstöße, sich mit der einen oder anderen Person etwas näher zu befassen oder Querverbindungen zwischen Malern, Musikern, Mäzenen und Dichtern herzustellen.
Dabei ist klar, dass längst nicht alle literarischen Bezüge, um nur bei diesen zu bleiben, zwischen der Stadt und ihren Bewohnern in Gedenktafeln aufscheinen können. Etwa der von Gabriele Reuter beschriebene Aufenthalt Ibsens in Weimar wäre zu dokumentieren, die Wohnung der platonischen Freundin des Herzogs, die die »Maus« vom Spielplan verbannen half und der »Frau vom Meere« zu ihrem Recht verhalf, oder nur Gabriele Reuters verschiedenen Wohnungen in Weimar.
Die »Literaturland-Thüringen-Website« möchte weniger zum »virtuellen Gedenken« anregen, als zur Beschäftigung mit der literarischen Landschaft und ihre realen Orte. Um das zu verstehen, braucht man nur einmal über den historischen Friedhof Weimars zu gehen.
Ein Grab oder eine kleine Gedenktafel, wie die für Gabriele Reuter in der Freiherr-vom-Stein-Allee 5, ist für den Spaziergänger, für den Passanten gemacht. Sie verweist am historischen Ort auf einen Ausschnitt seiner Geschichte.
Den Anstoß zu einer Gedenktafel für die Schriftstellerin Gabriele Reuter gab Lothar Wekel, der Veleger des Verlagshauses Römerweg und der Weimarer Verlagsgesellschaft. Dank seiner Initiative gibt es sie nun an dem Ort, an dem Gabriele Reuter am längsten in Weimar lebte. Mit dieser Idee eng verbunden ist die Arbeit von Annette Seemann, die mit ihrer in der Weimarer Verlagsgesellschaft erschienenen Gabriele-Reuter-Biographie einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Reuter-Forschung geleistet hat.
Was Weimars Kultur in Vergangenheit und Gegenwart verbindet, ist das mäzenatische Handeln. Was wäre eine Idee ohne ihre finanzielle Untersetzung durch großzügige Spender? Zu danken ist den Nachfahren Gabriele Reuters, dem Verlagshaus Römerweg und dem Soroptimist Club Weimar, die das Entstehen der Gedenktafel alle unterstützten.
Abb. 1, 2: Fotos Jens Kirsten.
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