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Schriftsteller der Frühen Neuzeit
Christoph Schmitz-Scholemann
Thüringer Literaturrat e.V.
»Accademia della crusca« bedeutet auf Deutsch: Kleie-Gesellschaft. Die italienischen Akademiker wollten in der Sprache, um es mit einem deutschen Ausdruck zu sagen, »die Spreu vom Weizen trennen«. Scherzhaft nannten sie sich deshalb «crusconi« – Kleieflocken und wählten sich zum Emblem eine Kleie-Mühle. Diese der agrarisch-pflanzlichen Welt entnommene Symbolik übernahm Ludwig I. für die deutsche Ausgabe der »accademia della crusca«. Deshalb hieß sie »Die fruchtbringende Gesellschaft«. Als Emblem wählte man eine Kokospalme, weshalb die Fruchtbringer auch häufig »Palmorden« genannt wurden. Außerdem bekam jedes Mitglied der Gesellschaft – im Laufe der gut sieben Jahrzehnte ihrer Tätigkeit Jahre wurden es fast 900 – einen Gesellschaftsnamen. Ludwig I. zum Beispiel war »der Nährende«. Andere hießen »der Gekrönte« oder »der Austrocknende«, der »Ballernde« oder sogar »der Starkriechende«. Das klingt kurios, hatte aber einen ehrenwerten Grund: Die Fruchtbringer nahmen keineswegs nur die Mächtigen und nicht nur Protestanten auf, sondern eben auch Dichter und Wissenschaftler aus bürgerlichen Kreisen, auch Katholiken. Nicht Stand und Religion standen im Vordergrund, sondern die Liebe zur deutschen Sprache. Wenn man sich traf, einander schrieb, über einander sprach, dann sollte es von gleich zu gleich geschehen. Das hat nicht immer funktioniert, war aber jedenfalls als Programm bemerkenswert. Übrigens bekam jedes Mitglied neben dem Gesellschaftsnamen auch ein gesondertes Emblem und ein charakterisierendes Gedicht zugewiesen, das sogenannte »Reimgesetz«.
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