Christian August Vulpius

1762      Weimar

1827      Weimar

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Weimar

Grab von Christian August Vulpius

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Jena

Weimar – Weltstadt des Geistes und Musendorf

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Christian August Vulpius

Autor

Sebastian Graf

Thüringer Literaturrat e.V.

Chris­tian August Vul­pius wird am 23. Januar 1762 als Sohn eines Amts­ko­pis­ten in Wei­mar gebo­ren. Seine Schwes­ter Chris­tiane ist die spä­tere Ehe­frau Johann Wolf­gang Goethes.

Vul­pius besucht, trotz finan­zi­el­ler Not­lage der Fami­lie, das Wil­helm-Ernst-Gym­na­sium in Wei­mar. Nach Been­di­gung sei­ner Schul­lauf­bahn imma­tri­ku­liert er sich an der Uni­ver­si­tät Jena, wo er fortan Rechts­wis­sen­schaf­ten stu­diert. Par­al­lel zum Stu­dium ver­folgt Vul­pius erste schrift­stel­le­ri­sche Arbei­ten, um sei­nen Lebens­un­ter­halt zu sichern. Bereits zu die­sem Zeit­punkt steht ihm sein spä­te­rer Schwa­ger Goe­the bera­tend zur Seite, der in ihm eine »Dis­po­si­tion zu den Wis­sen­schaft« ange­legt sieht. Seine Stu­dien bringt Vul­pius jedoch nicht zum Abschluss: Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1786 ist er gezwun­gen, für den Lebens­un­ter­halt sei­ner Fami­lie zu sorgen.

Nach­dem es den Schrift­stel­ler nach Leip­zig gezo­gen hatte – die Suche nach einer Anstel­lung war erfolg­los geblie­ben –, ent­schied sich Goe­the, ihm eine Beschäf­ti­gung am Wei­ma­rer Hof­thea­ter anzu­bie­ten. Die Tätig­keit als Thea­ter­dich­ter gibt Vul­pius jedoch, ob des gerin­gen Gehalts, im Jahre 1797 auf, um eine Stelle als Regis­tra­tor in der Wei­ma­rer Biblio­thek anzu­neh­men. Diese Anstel­lung geht eben­falls auf die Ein­fluss­nahme Goe­thes zurück, der kurz zuvor die Biblio­theks­lei­tung über­nom­men hatte.

1800 erhält der Schrift­stel­ler eine Beför­de­rung zum Biblio­theks­se­kre­tär, fünf Jahre spä­ter hat er das Amt des Biblio­the­kars inne, wel­ches er bis zu sei­ner Pen­sio­nie­rung beklei­den wird. Die Beför­de­rung und die damit ein­her­ge­hende Kon­so­li­die­rung sei­nes Berufs­le­bens ermög­licht es Vul­pius, die Ehe mit Helene De Ahna zu schließen.

Sein berühm­tes­tes Werk – »Rinaldo Rinal­dini, der Räu­ber­haupt­mann« – erscheint bereits 1799 und ver­zeich­net einen beacht­li­chen Erfolg. Der Roman erlebt zahl­rei­che Auf­la­gen und wird in die wich­tigs­ten euro­päi­schen Spra­chen über­setzt. Dut­zende Kopien und Nach­ah­mun­gen schrei­ben sich in die Lite­ra­tur­ge­schichte ein. – Vul­pius selbst unter­nimmt mehr­fach den Ver­such, dem »Rinal­dini« eine Fort­set­zung zu geben.

Mit sei­nem Räu­ber­ro­man prägt der Wei­ma­rer Dich­ter das Genre der Tri­vi­al­li­te­ra­tur maß­geb­lich. Der Buch­markt des frü­hen 19. Jahr­hun­derts expan­diert rapide und wird pri­mär von den Neu­erschei­nun­gen aus dem Unter­hal­tungs­sek­tor getra­gen. Künst­le­ri­sche und kom­mer­zi­elle Inter­es­sen ver­schmel­zen: Der Berufs­schrift­stel­ler ori­en­tiert sich, um sich finan­zie­ren zu kön­nen, an der Nach­frage des Marktes.

Die Werke des Wei­ma­rer Dich­ters – es wer­den bis zu sei­nem Tod ins­ge­samt 70 Romane und 30 Dra­men ent­ste­hen, – sind auf ein kon­kre­tes Publi­kum zuge­schnit­ten; sie adres­sie­ren die Prä­fe­ren­zen einer sich ein­stel­len­den Mas­sen­kul­tur. Damit tritt Vul­pius’ Lite­ra­tur in eine bewusste Oppo­si­tion zu den Idea­len der Wei­ma­rer Klas­sik. Womög­lich liegt gerade darin ihr Erfolg begrün­det. Indem die Unter­hal­tungs­li­te­ra­tur nicht auf einen »höhe­ren Zweck« gerich­tet ist, man ist geneigt zu sagen: kei­ner »sakra­len Bestim­mung« gehorcht, wird sie gleich­sam für die weni­ger pri­vi­le­gier­ten Bevöl­ke­rungs­schich­ten interessant.

Die zeit­ge­nös­si­sche Lite­ra­tur­kri­tik zwei­felte indes an der lite­ra­ri­schen Qua­li­tät der Vul­pi­us­schen Werke. Johann Gott­lieb Fichte bedau­erte in einer sei­ner Vul­pius-Rezen­sio­nen »den Ver­le­ger, der sein schö­nes Papier so übel ver­schwen­det hat«. Andere Kri­ti­ker sahen den hohen Stel­len­wert der Kunst durch die sich wan­delnde Lese­kul­tur gefähr­det. Die auf Zer­streu­ung und Unter­hal­tung aus­ge­leg­ten Tri­vi­al­ro­mane seien »ein Opiat für die Lan­ge­weile«. Manch eine Lite­ra­tur­kri­tik wit­terte in den Erzeug­nis­sen der Tri­vi­al­li­te­ra­tur einen Ver­rat an den heh­ren ästhe­ti­schen und mora­li­schen Idea­len der deut­schen Kunsttradition. 

Vul­pius ver­steht es zeit sei­nes Lebens, lukra­tive Ein­kom­mens­quel­len zu erschlie­ßen. So schreibt er neben sei­ner regu­lä­ren Biblio­the­kar­s­tä­tig­keit für unter­schied­li­che Zei­tun­gen, dar­un­ter die »Jenaer All­ge­meine Lit­te­ra­tur­zei­tung«. – Bis ins Jahr 1824, in wel­chem ihn ein Schlag­an­fall trifft, wid­met sich der Wei­ma­rer mit gro­ßem Enga­ge­ment dem Wachs­tum sei­nes lite­ra­ri­schen Œuvres. Zu die­sem Zeit­punkt ist Vul­pius Dok­tor der Phi­lo­so­phie, groß­her­zog­li­cher Rat und Rit­ter des wei­ßen Fal­ken­or­dens. Am 26. Juni 1827 ver­stirbt der Dich­ter infolge eines Schlag­an­falls in Weimar.

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