Sidonia Hedwig Zäunemann – Wegbereiterin der Frauenemanzipation

Ihr Geburts­haus (Zum Schwar­zen Hahne, Fei­gen­baum & Rosen­stock) in der Erfur­ter Pilse steht nicht mehr; das Haus, in dem sie auf­wuchs (Zum gekrön­ten Schaar), nur einige Meter wei­ter in der Gott­hardt­straße – abge­ris­sen; ihr Ster­be­ort war nie fest­zu­le­gen, ertrank sie doch in den Hoch­was­ser­flu­ten der Zah­men Gera bei Angel­roda. Und ihre Grab­stätte an der Kir­che Unse­rer lie­ben Frau in Plaue ist längst aufgehoben.

Die 29‑jährige Zäu­ne­mann hatte gerade erst begon­nen, sich als Dich­te­rin von den Zwän­gen der ihrem Geschlecht zuge­dach­ten lite­ra­ri­schen The­men zu befreien, sie abzu­strei­fen und sich pas­sende zu suchen, pas­send wie die rechte Kleidung:

So darf ich auf dem Pferd auch wohl Mann­s­klei­der tra­gen?
Nein, die­ser­we­gen heißt mich mein Gewis­sen nicht;
Des­hal­ben zie­het mich der Herr nicht vor’s Gericht.

An der selbst­be­wuss­ten, ama­zo­nen­glei­chen Rei­te­rin nah­men die bra­ven Erfur­ter Bür­ger tat­säch­lich immer wie­der Anstoß und selbst ihr Kla­ge­lied über Das am 21. und 22. Octo­ber 1736 unter Gluth und Flam­men äch­zende Erfurt ver­mochte nicht alle mit ihrer eman­zi­pier­ten Erschei­nung zu ver­söh­nen. Zwar wurde sie von der Göt­tin­ger Uni­ver­si­tät zur »Poeta lau­reata« erho­ben und im Erfur­ter Rat­haus am 11. Januar 1737 mit dem ihr nun zuste­hen­den Lor­beer­kranz gekrönt, aber es musste erst Goe­the sie zur Lek­türe emp­feh­len, ehe man sie als Autorin ernst nahm. Wäh­rend sei­ner Auf­ent­halte in Ilmenau wurde Goe­the, der Lei­ter der Bergbau‑Kommission des Her­zog­tums Sachsen‑Weimar‑Eisenach, auf die Zäu­ne­män­nin auf­merk­sam. Als erste Frau – und bis in Goe­thes Zeit auch als ein­zige – fuhr sie in die Stol­len ein und als Dich­te­rin ver­ar­bei­tete sie die­ses Erleb­nis in dem Gedicht Das Ilme­n­aui­sche Berg­werk / wie sol­ches den 23. und 30. Jen­ner des 1737. Jah­res befah­ren.

Mit ihrer letz­ten Ver­öf­fent­li­chung, der Vers­sa­tire Die von denen Fau­nen gepeitschte Las­ter, emp­fahl sie sich den Zeit­ge­nos­sen noch ein­mal als außer­ge­wöhn­li­che Autorin, um dann für ein Vier­tel Jahr­tau­send ver­ges­sen zu sein. Erst die ame­ri­ka­ni­sche femi­nis­ti­sche Lite­ra­tur­wis­sen­schaft hat sie aus den Roko­ko­se­mi­na­ren befreit und ihr einen Platz unter den schrei­ben­den eman­ci­pa­ted women erkämpft.

 Sidonia Hedwig Zäunemann – Wegbereiterin der Frauenemanzipation:

  1. Ilmenau: Bergwerksstollen »Gottes Gabe« und »Johannesschacht«
  2. Plaue: Neusisser Berg
  3. Plaue: Kirchhof Unserer Lieben Frau
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