Gabriele Reuter – aus aller Welt nach Weimar
2 : Neuhaldensleben, Burgwallbrauerei

Person

Gabriele Reuter

Ort

Weimar

Themen

Von Goethes Tod bis zur Novemberrevolution

Weibliche Perspektiven

Autor

Annette Seemann

Die Exkursion entstand im Rahmen eines Projekts der Literarischen Gesellschaft Thüringen e.V.

Albert Hein­rich ver­mie­tete an Mut­ter Johanna Reu­ter am Ende des Som­mers 1873 die obere Etage sei­nes Hau­ses, der Burg­wall­braue­rei und Mine­ral­was­ser­fa­brik an der Ohre. Bis 1878 leb­ten jetzt nur noch vier Reu­ters dort, denn die älte­ren Brü­der waren in Mag­de­burg unter­ge­bracht wor­den. Dies ist ein wesent­lich ange­neh­me­rer Auf­ent­halt für Gabriele, vor allem wegen des üppi­gen Gartens.

Ein gutes Stück des geräu­mi­gen Gar­tens war uns zu eige­ner Benut­zung über­las­sen, meine Mut­ter plante eine Laube, in der im Früh­ling Kaf­fee getrun­ken wer­den sollte. […] Der Gar­ten bot im Herbst einen Obstsegen,mit dem der gut­mü­tige Besit­zer nicht zurück­hielt und den die Jun­gen gehö­rig aus­nutz­ten. Noch als grau­haa­rige ältere Herr­schaf­ten träu­men und reden wir zuwei­len von jenen roten und gel­ben Eier­pflau­men, von den Rei­ne­clau­den, fuchs­ge­leckt und ein wenig gesprun­gen, so dass dicke Honig­saft­trop­fen her­vor­quol­len, von den Gra­ven­stei­ner Äpfeln und den köst­li­chen Bir­nen – Kala­bas­sen hie­ßen die aller­schöns­ten. […] Was dem länd­li­chen Gar­ten an dem Flüss­chen, das die Ohre hieß, einen ganz apar­ten Cha­rak­ter ver­lieh, waren vier rie­sen­hafte, edel gewach­sene fich­ten, die einen wild aus der Erder her­vor­spru­deln­den, eisen­hal­ti­gen arte­si­schen Brun­nen umga­ben. Das Was­ser, in einem Becken gefasst, strömte von hier aus als Bach durch den Gar­ten und ergoß sich in den Fluß. Kraut und Blu­men färbte es an sei­nen Rän­dern ocker­gelb und besaß einen scharf tin­ten­ar­ti­gen Geschmack. Eis­kalt kam es in den hei­ßes­ten Som­mer­ta­gen aus dem tie­fen Erd­in­nern her­vor und gewann in sei­ner unauf­hör­lich quel­len­den Kraft, Fülle und Fri­sche für mich etwas wie eine geheim­nis­volle sym­bo­li­sche Bedeutung.
Gär­ten haben in mei­nem Leben stets eine bedeu­tende Rolle gespielt. Bäume habe ich geliebt wie lebende Wesen. Viel­leicht haben sie mein Wesen stär­ker beein­flußt als irgend­ein Mensch.

 Gabriele Reuter – aus aller Welt nach Weimar:

  1. Neuhaldensleben, Am Markt 21
  2. Neuhaldensleben, Burgwallbrauerei
  3. Weimar, Kasernenberg
  4. Weimar, Über dem Kegeltor
  5. Weimar, Marstallstraße 5
  6. Goethehaus am Frauenplan
  7. Hoftheater Weimar (heute: Deutsches Nationaltheater)
  8. Weimar, Kurthstraße 7a (heute Bauhausstraße)
  9. Villa Alisa, Am Horn 3
  10. Weimar, Junckerstraße 29 (heute Trierer Straße 4)
  11. Naumburg, Nietzsche-Haus
  12. München, Seestraße 4 ½ in Schwabing
  13. Berlin, Ludwigkirchstraße 2 in Wilmersdorf
  14. Weimar, Carl-Alexander-Allee 5 (heute: Freiher-vom Stein-Allee)
  15. Weimar, Am Horn 39
Diesen Artikel teilen:

Literaturland Thüringen‹ ist eine gemeinsame Initiative von
Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen · Thüringer Literaturrat e. V. · MDR-Figaro · MDR Thüringen – Das Radio

Gestaltung und Umsetzung XPDT : Marken & Kommunikation © 2011-2024 [XPDT.DE]
© Thüringer Literaturrat e.V. [http://www.thueringer-literaturrat.de]

URL dieser Seite: [https://www.literaturland-thueringen.de/artikel/gabriele-reuter-aus-aller-welt-nach-weimar/neuhaldensleben-burgwallbrauerei/]