Erfurt
3 : Theater im Mittelalter

Ort

Erfurt

Thema

Ortsporträts

Wie die Schrift­kul­tur, war auch das Thea­ter im Mit­tel­al­ter von reli­giö­sen und theo­lo­gi­schen The­men und Moti­ven geprägt. Bereits im 12. Jahr­hun­dert schuf ein unbe­kann­ter thü­rin­gi­scher Dich­ter mit dem Dia­log »Chris­tus vor Pila­tus« einen ers­ten Vor­läu­fer der dra­ma­ti­schen Lite­ra­tur. Weg­wei­send wur­den die »Erfur­ter Visi­ta­tio« und das »Inns­bru­cker Oster­spiel«, wel­ches in thü­rin­gi­scher Volks­spra­che ver­fasst wurde. Die­ses geist­li­che Spiel, benannt nach sei­nem heu­ti­gen Auf­be­wah­rungs­ort Inns­bruck, the­ma­ti­siert die Auf­er­ste­hung Jesu Christi. Die sze­ni­sche Dar­stel­lung bezog lit­ur­gi­sche Hand­lun­gen ein, konnte aber vor­ran­gig mit welt­li­chen Hand­lungs­strän­gen zur Unter­hal­tung und Beleh­rung des Publi­kums genutzt werden.

Sehr gro­ßer Beliebt­heit erfreu­ten sich die auf­wän­di­gen Auf­füh­run­gen des »Katha­ri­nen-Spiels«. Die oft mehr­tä­gi­gen Dar­bie­tun­gen zogen die Betrach­ter mit Mas­sen­sze­nen und rei­chen Requi­si­ten in ihren Bann. Als Auf­füh­rungs­orte dien­ten die auch heute wie­der als ein­drucks­volle Kulisse genutz­ten Dom­stu­fen und die Bar­fü­ßer­kir­che. Einen beson­de­ren Effekt dachte man sich für die Kun­di­gun­den­halle des Domes aus. Wurde hier gespielt, konnte der Chris­tus-Dar­stel­ler durch eine Gewöl­be­öff­nung sprich­wört­lich »gen Him­mel fahren«.

Im 15. Jahr­hun­dert wurde es üblich, Tugen­den und Las­ter per­so­ni­fi­ziert auf­tre­ten zu las­sen, um die aktu­el­len Fra­gen der Moral auf die Bühne zu brin­gen. Mit die­sem Kniff arbei­tet auch die »Erfur­ter Mora­li­tät« von 1448. Der Text kreist um die »Ehre und Schande der Frauen«. Auch wenn sie wahr­schein­lich gar nicht aus Erfurt, son­dern aus Coburg stammt, ist die in 18.000 Ver­sen thü­rin­gi­scher Mund­art ver­fasste Mora­li­tät bis heute als Zeug­nis der Spiel­tra­di­tion der Region geschätzt. Sollte sie aller­dings wirk­lich ein­mal zur Auf­füh­rung gekom­men sein, wäre die Spiel­dauer von mehr als 30 Stun­den auch kaum einem durch­schnitt­li­chen Publi­kum zuzumuten.

 

 Erfurt:

  1. Erfurt im Mittelalter - Klöster als Zentren des literarischen Lebens
  2. Das Erfurter Mittelalter II
  3. Theater im Mittelalter
  4. Die Anfänge der Erfurter Universität
  5. Erfurt als ein Zentrum des Humanismus (1460-1570)
  6. Der Reformator
  7. Die Stadt bis zum Verlust der Unabhängigkeit (1571-1664)
  8. Unter Mainzer Statthalterschaft bis Dalberg (1665-1772)
  9. Karl Theodor von Dalberg – Der letzte Statthalter
  10. Erfurt unter Dalberg und der Kreis im Haus Dacheröden (1772-1802)
  11. Die Franzosen in der Stadt – Fürstenkongress, Napoleon und Goethe (1806-1814)
  12. Erfurt und die Preußen im 19. Jahrhundert
  13. Erfurt von 1900 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges
  14. Von der Landeshauptstadt zur Bezirksstadt zur Landeshauptstadt – Erfurt bis zur Gegenwart
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