1959 Pößneck
2020 Berlin
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»Mondkalb. Zeitschrift für organisiertes Gebrechen«
Matthias Vernaldi im Autorenlexikon
Jens Kirsten
Thüringer Literaturrat e.V.
Matthias Vernaldi wurde 1959 in Pößneck geboren. Von Geburt an war er durch Muskelschwund behindert. Seine Schulausbildung erhielt er in einem Heim in Gotha und im Marienstift Arnstadt. Nach dem Abschluss der Schule absolvierte er ein Fernstudium der Theologie.
1978 war er Mitbegründer einer der ungewöhnlichsten Wohngemeinschaft der DDR in ostthüringischen Hartroda, die gegen Widerstände von Staat und mit Hilfe der evangelischen Kirche in Thüringen entstand. Einige Momente dieser ungewöhnlich lebendigen Wohngemeinschaft dokumentiert der Film »Hartroda – eine Legende« von Thomas Grund, den er im Jahr 1987 im Rahmen einer Solidaritätsveranstaltung für Hartroda drehte. Empfehlenswert ist daneben der Film »Schräg, fromm und frei. Die Kommunarden von Hartroda«, von Friederike Sittler, Manfred Suttinger und Saskia Barthel, der 2009 im Auftrag von RBB und MDR im Jahr 2009 entstand und der weitgehend auf dem Filmmaterial von Thomas Grund basiert.
Beide Filme dokumentieren den Versuch Vernaldis und anderer, unter den Bedingungen der DDR auch als Schwerbehinderte selbstbestimmt außerhalb von Einrichtungen oder familiären Abhängigkeiten zu leben.
In den Jahren von 1980–1990 war Vernaldi Prädikant bei der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Thüringen. 1990 wurde er freier Abgeordneter und Vorsitzender des Sozialausschusses im Gemeinderat Wildenbörten.
Seit seinem Auszug aus der Wohngemeinschaft in Hartroda lebte Matthias Vernaldi ab 1994 in Berlin. Ab 1995 leistete er Öffentlichkeitsarbeit für das Bündnis für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen Berlin und ab 1999 war er im Vorstand der »Ambulanten Dienste e.V.« tätig. Matthias Vernaldi gründete den Verein »Sexybilities – Sexualität und Behinderung« bei ASL e.V.. Seit 2007 war er Autor und Redakteur der Zeitschrift »mondkalb – Zeitschrift für das organisierte Gebrechen«. Matthias Vernaldi starb am 9. März 2020 in Berlin.
Als Lektüre empfiehlt sich sein autobiographischer Roman »Dezemberfahrt« auf dem Jahr 1995 sowie seine publizistischen Aufsätze und Beiträge, die er seit 1980 in Zeitungen wie »Glaube und Heimat« und nach dem Ende der DDR im RIAS Berlin, dort unter dem Pseudonym Jango Ganew, und in derTageszeitung »taz« und in der Wochenzeitung »Freitag« veröffentlichte.
Weitere Lektüreempfehlungen (Auswahl):
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