Lokation
Leopold-v.-Ranke-Str. 33
06571 Wiehe
Person
Detlef Ignasiak
Das literarische Thüringen, Bucha 2018.
Die aus Wiehe stammende Adelsfamilie von Werthern, deren Schloss erhalten ist, brachte zahlreiche Politiker hervor, darunter Dietrich von Werthern (1468–1536), Kanzler im Ordensstaat, und Georg von Werthern (1581–1636), der als sächsischer Diplomat Anteil am Zustandekommen des Prager Friedens (1635) hatte. Dagegen trat Georg Wilhelm von Werthern (1634–1667) während seiner Jenaer Studentenzeit als Dichter hervor. Das Erbbegräbnis an der Friedhofskirche ist bis heute erhalten.
Der Theologe und Kirchenmusiker Anton Musa, der eigentlich Wesch oder West hieß, wurde um 1490 in Wiehe geboren. Er wirkte ab 1521 als Pfarrer in Erfurt, später in Jena.
Der 1650 in Gleina bei Naumburg geborene Lyriker und Herausgeber Gottfried Feinler starb 1721 in Wiehe, wo er ab 1676 als Diakon an der Bartholomäuskirche wirkte. Feinler fasste in Wiehe mit dem »Poetischen Lust-Gärtgin« 1677 erstmals die seit Martin Opitzens Dichtungsreform entstandene deutsche Lyrik in einem großen Verband zusammen. Ohne selbst Mitglied der »Fruchtbringenden Gesellschaft« zu sein, erwarb er sich auch um die Übersetzung ausländischer Literatur Verdienste. Seine eigene Poesie, in der er sich des Madrigals bediente, war dagegen von geringer Wirkung.
1795 wurde Leopold von Ranke in Wiehe geboren. Er war der bekannteste und angesehenste Historiker seiner Zeit, zugleich wegen seines glänzenden Stils ein vielgelesener und in alle großen Sprachen übersetzter Autor. Sein Ziel »Ich will nur zeigen, wie es wirklich war« widersprach zwar dem Entwicklungsgedanken der Hegelianer, ebnete aber der Quellenkritik den Weg. Rankes Grundsatz »Jede Epoche ist unmittelbar zu Gott« lässt es nicht zu, bestimmte Abschnitte der Geschichte zu favorisieren. Rankes Vorfahren waren Pfarrer, sein Vater Gottlob Ranke (1762–1836) Verwalter der Werthernschen Patrimonialgerichte, seine Mutter Friederike Lehmicke (1776–1836) stammt aus Querfurt. Von 1809–1814 besuchte er die Klosterschule Pforta. Während des Studiums in Leipzig wechselte er von der Theologie zur Philologie und schließlich zur Geschichte. Nach einer Station als Gymnasiallehrer in Frankfurt an der Oder lehrte er von 1825–1871 als Professor für Geschichte an der Berliner Universität. Er starb 1886 in Berlin. An seinem Geburtshaus in der Leopold-von-Ranke-Straße 46 erinnert eine Gedenktafel an ihn. Eine 1896 nach einem Entwurf von Friedrich Drake entstandene Büste erinnert auf dem Markt an ihn. Ein Ranke-Stein auf der Höhe über der Unstrut hinter dem Abzweig nach Garnbach erinnert ebenfall an ihn. Der Bestand des von 1906 bis 1945 bestehenden Ranke-Museums ist seit 1952 verschollen. Seit 1994 existiert ein Ranke-Museum im Rathaus, um das sich der Ranke-Verein in Wiehe kümmert.
Literarisch in Erscheinung traten auch die Brüder von Leopold von Ranke. 1798 wurde der Liederdichter und Theologe Heinrich Ranke in Wiehe geboren, 1802 sein Bruder Karl Ferdinand Ranke, der Theologie und Philologie in Halle an der Saale studierte und ab 1824 Lehrer an den Franckeschen Stiftungen in Halle wurde, später Lehrer in Quedlinburg war und ab 1842 Leiter des Königlichen Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums in Berlin war. 1814 wurde in Wiehe sein Bruder Ernst Constantin Ranke geboren, der als Pfarrer und später Ordinarius an der theologischen Fakultät in Marburg wirkte.
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