Lokation
Reinhardsbrunn 5
99894 Friedrichsroda
Personen
Weiterführende Informationen
Detlef Ignasiak
Detlef Ignasiak, Das literarische Thüringen, Bucha 2014
Das Reinhardsbrunner Tal ist ohnstreitig eines der schönsten Stücken
Erde, ein süßes Idyll, ein kleines Paradies. Aber das Feenschloss, das der
regierende Herzog von Coburg-Gotha dorthin gebaut, die Anlagen, die er
geschaffen hat, haben dem Tale erst seine wahre Vollendung gegeben.
Theodor Fontane, 1873
Ludwig der Springer gründete 1085 in Friedrichroda ein Benediktinerkloster. 1097 wurde die Kirche, der erste Bau der Hirsauer Reform in Thüringen, geweiht. Ludwig Bechstein erzählt in seinen Sagen, wie der Graf den Papst um Absolution für seine Sünden bittet und ihm diese erst nach dem Versprechen einer Klosterstiftung gewährt wurde. 1123 starb Ludwig der Springer hier und fand im Kloster seine letzte Ruhe. Landgraf Balthasar ließ ab 1350–1360 Grabplatten, die sogenannten »Landgrafensteine« aufstellen, die sich seit 1952 in der Eisenacher Georgenkirche befinden.
Als bedeutende Schreibstätte, die Landgraf Hermann I. förderte, entstanden 1210–1213 im Kloster die von ihm beauftragten Landgrafenpsalter. Ein aus 102 lateinischen Briefen bestehendes Lehrbuch der Briefschreibkunst, die »Collectio Reinheresbrunnensis« entstand um 1150 und ist das älteste literarische Zeugnis des Klosters. Die »Cronica Reinheresbrunensis«, entstanden im Auftrag Hermanns I. im 12. bzw. im frühen 13. Jahrhundert, ist das wichtigste literarische Zeugnis von Reinhardsbrunn.
Auf seinem Weg zum Wormser Reichstag im April 1521 machte Martin Luther im Kloster Reinhardsbrunn Station. 1525 wurden dessen Gebäude weitgehend zerstört. 1530 wurden in den Ruinen sechs Wiedertäufer hingerichtet, die Friedrich Myconius dort verhört hatte. Aus den Resten des Klosters entstand 1572 ein Jagdschloss, das von Dorothea Maria bald erweitert wurde und ihrem Sohn Ernst den Frommen glückliche Kindertage bescherte.
In den Klosterteichen erlernten seit 1785 unter der Aufsicht von Johann Christoph Friedrich GutsMuths erstmals an einer deutschen Schule Kinder das Schwimmen. 1835 bis 1850 bauten die Coburg-Gothaer Herzöge das Schloss um. Ludwig Bechstein sah es schon 1842 wie in »einer Perle in farbenschillernder Muschelschale« ruhen. Den bald darauf nach der damals herrschenden Mode angelegten englischen Landschaftspark beschrieb Hermann von Pückler-Muskau 1845 als »einen der sehenswertesten Punkte im Thüringer Wald«.
Josef Victor von Scheffel war 1859 dort und lobte die Fische: »Sieben Fischlein, wohlgesalzen,/Trug der Tisch – ich fand sie recht,/Doch im Teiche sah ich schnalzen/Einen wundergroßen Hecht!« Auch Theodor Fontane war im Juli 1873 vom Ort angetan: »In der Reinhardsbrunner Mühle einen Sommer lang zu rasten, ist eine Freude für das Herz.«
Gern und oft hielt sich Herzog Ernst II. in Reinhardsbrunn auf. 1845 zählten sein Onkel König Leopold I. von Belgien (1790–1865) und seine Schwägerin Königin Victoria von Großbritannien (1819–1901) zu seinen Gästen. In späteren Jahren fand er in Reinhardsbrunn Ruhe zum Komponieren und zum Schreiben. 1893 starb er hier. Südlich des Schlosshofes zeigt eine Steinskulptur, die 1840 entstand, den jungen Herzog als Jäger.
Heute steht das Schloss leer und ist größtenteils entkernt. Vorgesehen ist, den Hotelbetrieb, wie es ihn zur DDR-Zeit hier gab, wiederaufzunehmen. Der Schlosspark ist nur zu den Führungen in den Sommermonaten, mittwochs, sonnabends und sonntags jeweils 14 und 15 Uhr zugänglich. Ein Modell des Klosters sowie der Schauenburg befindet sich nördlich des Schlossparks.
Ansichtskarte, um 1900.
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