Lokation
Platz der Demokratie 47
99441 Kromsdorf
Weiterführende Informationen
Detlef Ignasiak
Das literarische Thüringen, Bucha 2018.
Bemerkenswert ist das Kromsdorfer Schloss mit seinem Park. Maria Pawlowna ließ darin 1859 ein Damenstift einrichten, das aber nur wenige Jahre bestand. Dagegen existiert der beliebte und heute nach ihr benannte Maria-Pawlowna-Promenadenweg, der entlang der Ilm nach Tiefurt führt, noch heute.
Das Kromsdorfer Schloss wurde nach 1580 anstelle einer Wasserburg erbaut und fiel in einem komplizierten Erbgang 1668 an den aus der Wallonie stammenden und in schwedischen Diensten stehenden General Johann Theodor von Mortaigne. Dieser gab der Anlage seine heutigen klassizistisch-renaissancenen Formen, in die sich auch der Schlossgarten einordnen sollte.
In den konchenförmigen Mauernischen fanden 64 Sandsteinbüsten Platz, die in einem vielgestaltigen Programm die Weltgeschichte ins Bild holen. Dass alle damals bekannten Erdteile vertreten sind und auch Frauen darin ihren Platz finden, macht diese »Porträtgalerie« einzigartig. Albrecht Börner lässt in seiner Erzählung »Die Großfürstin und der Rebell« (2002) Franz Liszt in der Kutsche Maria Pawlownas nach Kromsdorf kommen.
Beiden erklärt der Schlossverwalter, das der »Geisteshorizont« der Anlage »vom mythischen chinesischen Herrscher über römische Cäsaren wie Vespasian und Titus, über Montezuma von Mexiko, Tamerlan, die deutschen Kaiser Karl V. und Ferdinand II., Damen aus Korea, der Türkei und Griechenland, bis hin zu den Befehlshabern aus dem Dreißigjährigen Krieg wie Tilly, Gustav Adolf und Bernhard von Weimar« reiche. »›Sehr respektabel für einen Militär, die Welt ins Dorf zu holen‹, anerkannte Liszt die Leistung. ›Noch dazu eine so weite Welt‹, ergänzte Maria Pawlowna.«
Angeregt wurde ihr weitgereister Schöpfer in Italien und Frankreich, wo es Vergleichbares gab, zudem fand er zahlreiche historische Figuren in dem von Matthäus Merian begründeten vielgelesenen Geschichtswerk »Theatrum europaeum«(1633–1738). H. Wirth wies 1999 darauf hin, dass es eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem auf der Imprese (1627) für den »Fruchtbringer« Hans Georg von Wartenberg abgebildeten Phantasiegarten gibt.
So war denn des Gartenschöpfers Vater Gaspard Corneille Mortaigne de Potelles (1609–47) auch seit 1644 als »der Gewidmete« Mitglied der »Fruchtbringenden Gesellschaft«, weshalb zu vermuten ist, dass sich ein Exemplar des »Ertzschreins« in der Kromsdorfer Bibliothek befunden haben wird. Nach dem Tod Mortaignes verkaufte dessen Witwe das Schloss an den Weimarer Herzog Wilhelm Ernst, der dort ein Kammergut einrichtete und die »Porträtgalerie« pietätvoll vervollständigte. Dennoch nahm das Klassische Weimar von Schloss und Park wenig Notiz.
Kromsdorf ist auch der Geburtsort von Johann Christian Stark (1769–1837), dem Verfasser des Standardwerkes »Lehrbuch der Geburtshilfe zum Unterricht für Hebammen« (1837).
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