Willibald Alexis – »Walpurgisnacht«

Person

Willibald Alexis

Ort

Arnstadt

Thema

Jede Woche ein Gedicht

Autor

Willibald Alexis

Willibald Alexis: Gesammelte Werke. 20 Bände, 1874.

 

Die Audio­fas­sung liest Anke Engelmann.

 

Liebe Mut­ter, heut Nacht heulte Regen und Wind.
»Ist heute der erste Mai, lie­bes Kind.«

Liebe Mut­ter, es don­nerte auf dem Bro­cken droben.
»Lie­bes Kind, es waren die Hexen oben.«

Liebe Mut­ter, ich möcht keine Hexen sehn.
»Lie­bes Kind, es ist wohl schon oft geschehn.«

Liebe Mut­ter, ob wohl im Dorf Hexen sind?
»Sie sind dir wohl näher, mein lie­bes Kind.«

Liebe Mut­ter, wor­auf flie­gen die Hexen zum Berg?
»Lie­bes Kind, auf dem Rau­che von heis­sem Werg.«

Liebe Mut­ter, wor­auf rei­ten die Hexen zum Spiel?
»Lie­bes Kind, sie rei­ten auf ’nem Besenstiel.«

Liebe Mut­ter, ich sah ges­tern im Dorf viel Besen.
»Es sind auch viel Hexen auf’m Bro­cken gewesen.«

Liebe Mut­ter, ’s hat ges­tern im Schorn­stein geraucht.
»Lie­bes Kind, es hat Einer das Werg gebraucht.«

Liebe Mut­ter, in der Nacht war dein Besen nicht zu Haus.
»Lie­bes Kind, so war er zum Blocks­berg hinaus.«

Liebe Mut­ter, dein Bett war leer in der Nacht.
»Deine Mut­ter hat oben auf dem Blocks­berg gewacht.«

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