Volker Müller – »Kriege fallen nicht vom Himmel«

Vol­ker Müller

Kriege fal­len nicht vom Himmel

Kriege fal­len nicht vom Himmel

Sie krie­chen Stück für Stück heran

’s geht los mit blu­mi­gen Reden,
bei denen nie­mand was Böses denkt
Nach gerau­mer Weile ändert sich der Ton ein wenig,
wer­den in aller Vor­sicht Ziele for­mu­liert, gegen die
aller­dings kei­ner ernst­haft etwas haben kann

Wie’s pas­siert ist, weiß hin­ter­her keiner,
aber auf ein­mal ist da ein Feind
Und der, man wollte ihn nur ein wenig auf die Probe stellen,
führt sich plötz­lich so bar jeder Ver­nunft auf,
dass einem gar nichts ande­res übrig bleibt,
als gebüh­rend drauf zu reagieren

Zu der Zeit ist noch viel von Frie­den die Rede
und man unter­schreibt die selt­sams­ten Papiere
Da ist’s aller Erfah­rung nach schon zu spät
für Stadt und Land, für Mann und Kind,
für die Häu­ser der Dich­ter, die gro­ßen Museen und Konzertsäle,
wo man so oft vor Rüh­rung geweint

Kriege fal­len nicht vom Himmel

Sie krie­chen Stück für Stück heran

Und der nächste ist immer schlim­mer als der vorige
und noch nie­mand hat ein Mit­tel dage­gen gefunden

Nicht ein­mal dort, wo jeder Stein noch weiß,
was es heißt, Sturm zu ernten