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Residenzschloß Heidecksburg Rudolstadt
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Jens-F. Dwars
Alle Rechte beim Autor. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors. Erstdruck in: Palmbaum, Heft 2/2025.
Jens‑F. Dwars
Büchermacher im Zeichen der Burg
Trauer um Jens Henkel
Er war vieles: Kustos, also Herr der (Kunst)Schätze, und stellvertretender Direktor des Thüringer Landesmuseums Heidecksburg, konzeptioneller Kopf der Ausstellung im Rudolstädter Schillerhaus (2009) und der »Fürstlichen Erlebniswelten« im Schloss Schwarzburg (2018). Als Stadtrat und Vorsitzender des Kultur- und Sozialausschusses trug er dazu bei, dass aus den »Tanzfesten der DDR« seit 1991 das Tanz- und Folkfest, heute das größte Weltmusikfestival Europas, wurde.
Literaturfreunden aber, insbesondere Liebhabern schöner Bücher, war Jens Henkel ein exzellenter Büchermacher. Für die Heidecksburg rief er die Reihe »Künstler in Thüringen« ins Leben: noble Begleitbände zu zehn Ausstellungen auf der Burg, die solide erstellte Werkverzeichnisse enthielten und daher bis heute unverzichtbare Quellen für Kunsthistoriker sind. Genauso wie sein Buch DDR 1980 ‑1989. Künstlerbücher und originalgrafische Zeitschriften im Eigenverlag (1991), das er gemeinsam mit Sabine Russ im Merlin Verlag edierte. Im Zeichen der Burg gründete Henkel 1990 die burgart-presse, in der er feinste Bücher herausgab. Bis 2020 waren das 49 Pressendrucke und acht bibliophile Ausgaben mit Originalgrafiken sowie 27 Offsetdrucke. Allesamt Exempel ausgewogener Gestaltung, einer Balance von Text und Bild. Das Besondere: Henkel gestaltete sie nicht selbst. Er brachte »nur« Leute, die etwas zu sagen hatten wie Adolf Endler, Christa Wolf und Kerstin Hensel mit Bildermachern wie Alfred Traugott Mörstedt, Steffen Volmer und Walter Sachs zusammen und bat Gestalter, Gesamtkunstwerke daraus zu komponieren. Und er? War der Ermöglicher, der Regisseur, der Dirigent, der das Ganze zusammenhielt, der für den Ton, den Klang der Bücher sorgte – wie Harry Graf Kessler mit seiner Cranach-Presse einst.
Sein erstes Buch hieß Schwarz angesagt & andere bestechende Gefühle. Eine Sammlung »Monströser Märchen« von Matthias Biskupek mit Holzstichen von Karl-Georg Hirsch, gestaltet von Gert Wunderlich. Es wurde 1989 eines der letzten »Schönsten Bücher« der DDR.
Am 7. August 2025 ist Jens Henkel gestorben. Wenn es einen Himmel für Büchermacher gibt, so hat er dort Matthias zum 75. Geburtstag ein Zauberbuch geschenkt. Ach, wenn wir es doch bestaunen dürften …
Foto: Christian Hofmann.
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