Leopold Friedrich Günther Goeckingk – »Antwort auf die Forderung eines Weltbürgers«

Thema

Jede Woche ein Gedicht

Autor

Leopold Friedrich Günther Goeckingk

aus: Jochen Golz (Hg.): Die Freud ist unstet auf der Erde, Berlin 1990.

Leo­pold Fried­rich Gün­ther Goeckingk

Ant­wort auf die For­de­rung eines Weltbürgers

 

Kos­mo­po­lit wie du zu seyn,
Mag frei­lich oft das Herz erfreun,
Mir aber, muß ich sorgen,
Bleibt’s ewig wohl verborgen.
Ist Eurer Menschenfreundlichkeit
Ein Land zu lang, ein Land zu breit?
Was Cook ent­deckt im Meere,
Gehört zu Eurer Sphäre.
Ich kann, fehlt mei­nem Nach­bar nur
Ein Schef­fel Saat für seine Flur,
Den Schef­fel kaum ihm geben,
Und soll fürs Welt­all leben?
Dafür zu schwat­zen? Das geht an!
Dafür zu schrei­ben? Ei wohlan!
Das könn­ten, wär’s vonnöthen,
Vor allen, wir Poeten.
Allein dafür zu leben? – Hum!
Wer läßt dem Nach­bar, um und um
Von den Kosmopoliten,
Zwei Met­zen Saat­korn bieten?
Reiß‹ mich von mei­nem Städt­chen los!
Klein ist’s, mir aber schon zu groß,
Weil unge­still­ter Zähren
Noch viel mein Herz beschweren.
Ein Cley­sing* könnte mit der Zeit
Zur Noth, durch meine Wenigkeit,
Ein glück­lich Dörf­chen werden:
Nimm du den Rest der Erden!

 

* Ein Dörf­chen von fünf Häu­sern, nahe bei Ell­rich; das kleinste im gan­zen Königreiche.

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