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Jens-F. Dwars
Alle Rechte liegen beim Autor. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors. Erstabdruck in: Palmbaum 1/2025.
Jens‑F. Dwars
Roman mit Happyend
Seit 2024 erscheint die Edition Muschelkalk, die André Schinkel im Auftrag der Literarischen Gesellschaft Thüringen herausgibt, im Mitteldeutschen statt im Wartburg-Verlag. Die Cover haben an Farbe gewonnen, die Bindung leider an Leichtigkeit verloren. Band 56, mit Gedichten von Wolfgang Haak (siehe Palmbaum 2/24), kam in Klappenbroschur, Band 57 nun ohne Klappen, so dass er sich beim Lesen aufbiegt.
Lesen sollte man ihn, diesen achten Roman der in Würzburg geborenen Autorin Kathrin Groß-Striffler, die seit zwei Jahrzehnten in Jena lebt. Ihr Mann ist Anästhesist – wie der Ich-Erzähler des Romans, dessen Berufsleben dementsprechend präzise, erfahrungsgesättigt genau beschrieben wird. Doch ist Licht kein Arzt-Roman.
Alles beginnt mit einer Scheidung: Als Judith, die Frau des Erzählers, ihm nach vier Ehejahren gesteht, endlich schwanger werden zu wollen, um eine Familie zu gründen, entgegnet er ihr, „dass man in diese Welt kein Kind setzen könne“. Eine Welt, die in ihren Untergang rase, angetrieben von einer Menschheit, die nicht sehe, nicht sehen wolle, was sie tut. Und weil er das so demonstrativ betont, ahnen wir schon, dass aus dem Saulus ein Paulus wird. Die gar nicht so wundersame Bekehrung vollbringt Matilda, Tilde genannt, eine lebensbejahende Kellnerin im Café „Luftschiff“, mehr aber noch ihr vierjähriger Sohn Lukas, dessen Zauberaugen ihn durchschauen.
Das wird alles gekonnt erzählt. Berührend ist die Figur der Mutter des Erzählers, die sich mit ihrem Kleinsthof auf einem bayerischen Dorf zu Tode arbeitet und dabei noch den geistig behinderten Bruder umsorgt, den der Ich-Erzähler am Ende in ein Heim gibt, während er das Elternhaus auflöst. Man merkt: hier liegen die Wurzeln für seine Bindungsangst, und hier geschieht das Wunder, dass ausgerechnet von dem leeren Haus ein wärmendes Licht ausgeht, das ihn heim zu Tilde führt.
Man kann den Roman als Drehbuch für einen Fernsehabendfilm lesen. Er ist gut gemacht, unterhaltsam und hat ein Happyend. Eine „meisterliche Handhabung von Sprache“ (Nachwort) sehe ich leider nicht. Dafür gibt es zu viele Klischees von den „Halbgöttern in Weiß“ über stereotype Krisensymptome bis zu Handlungen, die permanent „über die Bühne gehen“.
Kathrin Groß-Striffler, Licht. Roman, Edition Muschelkalk Bd. 57, Mitteldeutscher Verlag 2024, 158 S., 16 EUR
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