Johann Wolfgang von Goethe – »Selige Sehnsucht«

Person

Johann Wolfgang von Goethe

Thema

Jede Woche ein Gedicht

Autor

Johann Wolfgang von Goethe

aus: West-östlicher Divan, Cotta, Stuttgart 1819.

Johann Wolf­gang von Goethe

Selige Sehn­sucht

 

Sagt es nie­mand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet,
Das Leben­d’ge will ich preisen,
Das nach Flam­men­tod sich sehnet.

In der Lie­bes­nächte Kühlung,
Die dich zeugte, wo du zeugtest,
Über­fällt die fremde Fühlung
Wenn die stille Kerze leuchtet.

Nicht mehr blei­best du umfangen
In der Fins­ter­niß Beschattung,
Und dich rei­ßet neu Verlangen
Auf zu höhe­rer Begattung.

Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflo­gen und gebannt,
Und zuletzt, des Lichts begierig,
Bist du Schmet­ter­ling verbrannt,

Und so lang du das nicht hast,
Die­ses: Stirb und Werde!
Bist du nur ein trü­ber Gast
Auf der dunk­len Erde.

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