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Heinrich Mylius
aus: Horst Traut (Hg.): Das Thüringer Volksliederbuch, Rudolstadt 1995.
Heinrich Mylius
Der Wasunger Bauersmann
Ich hun en arme Bauersmo
bei Waesinge gekahnt,
der konnt si Schold net boor bezohl,
dröm wur he usgepfand.
Si Stuhl, si Tisch, si einzig Baank,
wur alles fortgeschleppt;
sogar si Kuhn, das Jammerthier,
denn sü hat erst geheckt.
Der Bauer trat zum Amtmo hie:
Das kohn kei guet gethun,
das me den Lüte alles nimmt –
Sü lasse me mi Kuhn!
Der Amtmo lacht den Bauer us,
da wur he aber well!
E Polverwetter schloe a nie,
mi Kuhn wor mi net feil!
Der Bauer sucht in gröeßte Zorn
den Affegate uf,
er ließ sich gleich ä Schriebes mach,
on trügs dem Herzog nuff.
Der Herzog las das Schriebes durch
on hat Bedauerniß,
daß so ä armer Bauersmo
si Kühle i soll böß.
Der Herzog schreb met eigner Hand
of Schriebes an’n Befahl:
Mi soll dem Bauer alles laß,
soll a si Kuhn behall.
Der Bauer las aber a erst durch
on fing bedenklich oh:
Herr Herzog, ach das helft je nes,
do kehrt he sich nes dro!
Ich hun a schu ganz närrisch geflucht
on a gesackermentirt,
on der Herr Amtmo hats, weeß Gott!
beinohe net dro gehürt.
Dröm gleib ich net, daß ich daruff
mei Kühle widder krieg,
benn he net schreibt: Der Amtmo soll
die Schockschwemut gleich krieg!
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