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Hans Benzmann
aus: Hermann Ammon (Hg.), Deutsche Landschaften im deutschen Gedicht, Paderborn o. J. (1926).
Die Audiofassung liest Jens Kirsten.
Liebenstein in Thüringen
I
Bin ich ein Mönch, der in den Abend träumt,
Aus hochgelegenem Kloster in das Land?
Bin ich ein alter Ritter, der noch säumt,
Vor letzter Fahrt, den Blick ins Tal gewandt?
Ins Heimattal? … Denn, was da vor mir liegt
Im Abendschein, vom Frieden tief erfüllt,
Was sich an die vertraute Erde schmiegt
Und sich in Nacht und Schlaf und Träumen hüllt,
Ist ewige Menschenheimat! … und es schwebt
Sein Friede auf den Unbehausten zu, –
Es nimmt, was alles rings in Unrast lebt,
in seine tiefe abendliche Ruh …
2
Laß dich, du abendliches gedämpftes Bild,
Deß Schlummeratem mich so treu durchfließt
wie eine alte Melodie, die wundermild
Das bunte Bild mit Traumakkorden schließt, –
Laß dich, du abendliches stilles Bild,
Aufzeichnen tief auf meiner Seele Grund,
Daß es in Stunden, fern, gewaltig, wild
Beruhige, was in mir weh und wund! …
O sieh der Berge fernen blauen Zug, –
Und sieh, wie Wald in immer näherem Kreis
Auf dunkelgrünen Schwingen deinen Flug
Aus Fernen in das Tal zu lenken weiß, –
Ins Tal, in dem ein Häuflein Häuser liegt
Mit roten Dächern … Und es ist dir so,
Als ob in deine Hand sich alles schmiegt, –
Du nimmst es in dein Herz, des Friedens froh …
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