Hans Assmann von Abschatz – »Thüringer Wald«

Die Audio­fas­sung liest Jens Kirsten.

O schöne Gegend, wel­che mir
Das alte Deutsch­land stel­let für,
Wie uns­rer Tuis­ko­nen Schaar
Vor­zei­ten so ver­gnü­get war,
Wie sie dem lin­den Strome nach
Der Sil­ber-hel­len Spiegel-Bach
In ein begrün­tes Thal hinaus
Gebauet manch gerin­ges Haus,
In wel­chem sie mit Fried und Ruh
Ihr lan­ges Alter brach­ten zu,
Und, ohne schnö­des Mein und Dein,
Mit dem ver­gnü­get kon­ten sein,
Was son­der viel­ge­brauchte Müh
Dar­reichte Wiese, Wald und Vieh.
O selig, wer zu dem bereit
Beschlü­ßen kann den Lauf der Zeit,
In sei­nes Vater­lan­des Schoß,
Von guten Freun­den nim­mer bloß,
Um Schätz und Güt­ter unbetrübt,
In keine Pracht der Welt verliebt,
Läst seine beste Lust allein
Freund, Bücher und Gewis­sen sein,
Genießt des Orts in stil­ler Ruh
Der sei­nen Sit­ten saget zu.
Ihm zei­get sich der grüne Wald
Nicht min­der nütz als wohlgestalt,
Der Glutt und Küh­lung bei sich trägt,
Und tau­send Sän­ger in sich hegt.
Da sieht er, wie der klare Fluß
Zum Trank und Spie­gel die­nen muß:
Da gibt ihm Ruhe bei der Nacht
Vor Sor­gen-vol­ler Bette-Pracht,
Die mehr als Blei und Zent­ner schwer,
Das auf­ge­breitte Blumen-Heer,
Wenn seine Lich­ter schlä­fet ein
Der viel beschaute Monden-Schein,
Der Him­mel und ein freier Mut
Deckt seine Glie­der mehr als gut,
Zur Speise die­net Frucht und Wild,
So den gesun­den Magen füllt
Ohn eitle Sorge für den Leib.
Gedan­ken sein der Zeit-Vertreib,
Die sich ohn allen Kum­mer frei
Dem Ster­nen-Dache schwin­gen bei,
Und hat er kei­nen Überfluß
So ist nichts, was er dar­ben muß.