Fragen an Bernd Ritter

Person

Bernd Ritter

Ort

Bad Tabarz

Thema

Fragen an Thüringer Schriftstellerinnen und Schriftsteller

Autor

Bernd Ritter

Reihe »Fragen an Thüringer Schriftstellerinnen und Schriftsteller« / Thüringer Literaturrat e.V.

Frage 1: Was ver­bin­det Sie mit Thüringen?

Der Klang der zum Glück noch leben­di­gen Mund­ar­ten in den Orten der Täler zwi­schen den Bergen.

Unser Thü­rin­gen! Meine Frau und ich, wir woh­nen und arbei­ten seit über 20 Jah­ren hier.

Leb­ten wir beide gemein­sam so glück­lich in Tim­buktu, wäre Tim­buktu unser Thüringen.

 

Frage 2: Was mich zum Schrei­ben bringe…

Das Schrei­ben ist für mich ein Aben­teuer. Ich will eine Geschichte erzäh­len und beginne plan­voll. Das geht einen Satz lang gut, einen zwei­ten, viel­leicht sogar einen drit­ten. Dann, plötz­lich, sehe und höre ich mich Worte set­zen, die ich lange Zeit ver­drängt oder

ver­leug­net oder ganz ein­fach ver­ges­sen hatte. Man erfährt viel über sich, wenn man ande­ren eine Geschichte erzählt.

 

Frage 3: Ob ich ein Tage­buch führe…

Ich schreibe täg­lich, notiere aber oft aber nur ein Wort oder einen Gedan­ken oder einen Satz. Ein Dia­rium schreibe ich nicht.

 

Frage 4: Feste Schreib­stun­den? Zwang von außen?

Nein. Da fiele mir nichts ein. Viel­leicht konnte ich des­halb das Schrei­ben nie zu mei­nem Beruf machen.

Was mich vom Schrei­ben abhält? Das Leben!

Ob ich ein Pro­kras­ti­na­teur bin? Ja, auch das. Manch­mal glückt mir in Gedan­ken eine ganz tolle wort­ge­wal­tige For­mu­lie­rung, so dass ich dar­über in Glücks­ge­füh­len schwelge und schwelge und schwelge – und die Nie­der­schrift verschiebe…

 

Frage 5: Mein Lieb­lings­ort in Thü­rin­gen oder anderswo?

Die Park­bank in Höhe der Begräb­nis­in­sel am Teich des Eng­li­schen Gar­tens hin­ter dem Her­zog­li­chen Museum Gotha und der Wald um die Back­ofen­lö­cher im Lauch­agrund bei

Bad Tab­arz.

 

Frage 6: Wo habe ich das Thema zu mei­nem letz­ten Buch gefunden?

Gilt sowohl für meine Erzäh­lung »Geis­tes­plage« (ver­öf­fent­licht 2007) als auch für den Text, der mich seit fast 10 Jah­ren beschäf­tigt: Wie gehen wir mit Ver­lus­ten um? Ver­luste an Uto­pien, an Illu­sio­nen, an Träu­men, an Nai­vi­tät, an Potenz…

In der Fürs­ten­gruft in Wei­mar sah ich einen Kin­der­sarg hin­ter Schil­lers Sar­ko­phag und in Gotha bemerkte ich ein Fens­ter, in wel­chem Ker­zen fla­cker­ten: eine Kerze für jedes Jahr, das seit dem Gemäl­de­dieb­stahl auf Schloss Frie­den­stein unge­nutzt ver­gan­gen war…

 

Frage 7: mein Lieblingsbuch?

Immer und immer wie­der: Robert Musils »Der Mann ohne Eigenschaften«

 

Frage 8: Ob ich schon ein­mal etwas lie­ber nicht geschrie­ben hätte?

Ja, da gibt es ein paar Texte, nicht viele – zu mei­nem Glück und See­len­heil -, aber immerhin.

Es sind Texte, die um die Gunst einer Jury oder eines Lek­tors buhl­ten. Vergessen!

 

Frage 9: Mein größ­ter Erfolg?

Meine Erfolge haben mit dem Lite­ra­tur­be­trieb nichts zu tun. Ich habe meh­rere Bäume gepflanzt, ein Haus gebaut und sehr erfolg­reich mei­nen gene­ti­schen Code wei­ter gegeben.

 

Frage 10: Wel­ches Wis­sens­ge­biet mich neben Lite­ra­tur noch interessiert.

Psy­cho­lo­gie: Wahn­sinn und Gesell­schaft. Wer ist ver­rückt und was ist normal?

 

Frage 11: Was ist Stil?

Mein Allein­stel­lungs­merk­mal – im Ide­al­fall. Ein rohes Ei – Form und Inhalt las­sen sich nicht ohne Scha­den trennen.

 

Frage 12: Die bedeu­tendste Per­sön­lich­keit in Thü­rin­gen oder anderswo?

Mar­tin Wal­ser mit all sei­nen groß­ar­ti­gen lite­ra­ri­schen For­mu­lie­run­gen und wider­sprüch­li­chen Aus­sa­gen – oder bes­ser: zum Wider­spruch rei­zen­den Aussagen.

 

Frage 13: Ob ich lese?

Ich lese täg­lich. Auch mal wie­der Romane, die ich vor Jahr­zehn­ten bereits gele­sen hatte: z.B. »Alex­an­ders neue Wel­ten« von Fritz Rudolf Fries

Einen Text ohne Inter­pre­ta­ti­ons­hilfe zur Kennt­nis zu neh­men – quasi jung­fräu­lich –, wie köstlich!

 

Frage 14: Mein Lieb­lings­schla­ger oder Lieblingsvolkslied?

Schla­ger? Volkslied?

»Wer die Rose ehrt« von RENFT – aber ist das ein Schla­ger? Viel­leicht ein wenig Volks­lied, für uns, damals, in den 1970er Jahren…

 

Frage 15: Mein Lebensmotto:

Wenn du was erle­ben willst, musst du auf die Welt kommen.

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