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Schriftsteller der Frühen Neuzeit
Von Goethes Tod bis zur Novemberrevolution
Jens-Fietje Dwars
Die Exkursion entstand im Rahmen eines Projekts des Thüringer Literaturrates e.V.
Einen knappen Kilometer später lichtet sich der Wald und öffnen die Bäume plötzlich einen »Postkartenbklick« auf die Wachsenburg. Diese dritte Burg erhebt sich 421 Mater über NN. 936 wurde sie im Auftrag von Abt Meingoth als Klosteranlage errichtet, war zeitweise Schutz- und Raubritterburg und wurde bis Ende des 19. Jh. von Herzog Carl Eduard (Sachsen-Coburg und Gotha) als Gefängnis genutzt. Vom ehemaligen Wachsenburgverein als Ausflugsziel mit Aussichtsturm und Gaststätte umgebaut, ist sie heute in Privatbesitz. Sie beherbergt ein Hotel und ein Museum mit Bauern- und Handwerkszimmer sowie einer Waffen- und Rüstkammer. Der Hohenloheturm bietet einen Rundblick über das Thüringer Becken. Im Brunnenhaus befindet sich ein 93 Meter tiefer Brunnen und ein Tretrad aus der Zeit kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg.
Wer möchte, kann auf der Burg rasten. Einen literarischen Bezug hat sie nicht. Freytag spricht mehrfach von den drei Burgen »auf roter Erde«, da der Keuper-Boden rötlich schimmert. Am Fuß der Wachsenburg wurde zudem bis 1952 Alabaster aus dem Fels gebrochen.
Ein Rastplatz für Wanderer bietet die Möglichkeit, in Freytags »Ahnen« zu lesen. Ein Wanderweg führt von dort ins Gleichental und an der Gräfenbrunnenquelle vorbei zu einem Feldweg, der rechterhand unter die A4 hindurch zurück zum Freudenthal führt. Auch an diesem Abzweig bietet ein Rastplatz noch einmal einen beeindruckenden Rückblick.
Inmitten des Gleichentals sieht man sich von allen drei Burgen umgeben. Genau betracht gleicht keine davon der anderen. Woher also der Name »Drei Gleichen«? Eine Legende behauptet, in der Nacht des 31. Mai 1230 sei ein Kugelblitz zeitgleich in die Türme der drei Burgen eingeschlagen und habe auf den Bergen drei Feuersäulen entzündet, die weithin sichtbar loderten. Seitdem würden die Wanderer von den Drei Gleichen sprechen. In den vergangenen Jahren hat man das dreifache Feuer als Spektakel mit Feuerwerkskörpern nachgestellt.
Nicht als unglaubwürdigen Einschlag eines einzigen Kugelblitzes, aber als Folge eines blitzreichen Gewitters beschreibt Gustav Freytag das dreifache Feuer kurz vorm Ende des dritten Bandes seiner »Ahnen«: Als Henner zu ihnen kam, sah er von jeder der drei Burgen … eine Flamme und eine Rauchwolke aufsteigen … Da rief er bekümmert: ‚Dort fährt die Lohe aus den drei Steinringen, in denen vor Zeiten das Geschlecht meines Herrn aufgewachsen ist …’
Ein Zeichen auch einer Zeitenwende, denn auf der Mühlburg saß bereits ein unritterlicher Ritter, der vom Raub an Händlern und dem Auspressen der Bauern zehrte, statt sie zu schützen.
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