Personen
Carl August v. Sachsen-Weimar-Eisenach
Ort
Thema
Literarisches Thüringen um 1800
Ulrich Kaufmann
Dichters Worte - Dichters Orte: Von Goethe bis Gerlach. 30 Versuche, Glaux-Verlag, Jena 2007.
Das Thema Goethe und Dingelstädt ist noch um eine Facette reicher, auch wenn diese ‑wenigstens aus zwei Gründen – einer gewissen Pikanterie nicht entbehrt. Zu den berühmtesten Söhnen Dingelstädts gehört Christian Joseph Jagemann (1735–1804). Dieser war in den neunziger Jahren des 18. Jahrhunderts Hofbibliothekar zu Weimar und zugleich der Italienischlehrer der Herzogenmutter Anna Amalia. Die um die Zukunft des Theaters besorgte Herzogin veranlasste, dass die in Weimar geborene Tochter ihres Hofmeisters, Henriette Caroline Friederike Jagemann (1777–1848), in Mannheim eine exzellente Ausbildung als Sängerin und Schauspielerin erhielt.
Der Theaterleiter Goethe war es, der 1797 den Herzog überzeugte, die Jagemann auf Lebenszeit als Hofsängerin anzustellen. Dies sollte sich für Goethe als eine janusköpfige Entscheidung erweisen. Er konnte eine später vielumworbene Künstlerin an Weimar binden, die sowohl im Sprechtheater, als auch in der Oper für drei Jahrzehnte das Weimarer Publikum und die Kritik begeisterte. So wusste sie in mehreren Uraufführungen von Schiller-Stücken, als Leonore in Goethes »Tasso«, aber auch in Mozarts Opern zu brillieren.
Caroline Jagemann beeindruckte den Herzog jedoch nicht nur ihrer künstlerischen Vorzüge wegen. Sie wurde zu seiner Zweitfrau und schenkte ihm drei Kinder. Der Herzog adelte sie und so hieß sie fortan Frau von Heygendorf. Die seit 1801 bestehende Liaison mit Carl August verschaffte der Schauspielerin am Hoftheater beträchtliche Freiräume, die sie nicht selten auch zu Intrigen nutzte. 1817 bestand sie bekanntlich gegen Goethe darauf, in einem französischen Stück einen dressierten Pudel agieren zu lassen. Dem amtsmüden Theaterleiter Goethe reichte es. Diesen Anlass nutzte er, um dem Herzog seinen Rückzug von der Hofbühne mitzuteilen. Eine Künstlerin, die ihre Wurzeln im Eichsfeld hatte, vermochte es, den Dichter des »Faust« von den Brettern, die auch ihm lange die Welt bedeuteten, zu vertreiben…
Abb. 1: Kupferstich von Johann Heinrich Lips, undatiert. / Abb. 2: Gemälde von Jakob Wilhelm Christian Roux, um 1803.
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